Read more
Wir sind umgeben von Dingen, die wichtig und praktisch, aber so alltäglichsind, dass wir sie kaum beachten.Sie sind einfach da, gehörenzu unserem Leben, werden genutzt,verbraucht, ausgetauscht, erneuert,durch modernere Varianten ersetzt oder sind einfach nicht mehr nötig.Viele dieser Gegenstände geraten dann in Vergessenheit, und dies geschiehtheute viel schneller als vor 50, 100 oder 150 Jahren. In diesem Büchleinsind 40 Alltagsdinge versammelt, die in vielen Wohnungen und Häusernzwischen 1750 und 1960 verwendet wurden - von A wie Abwaschtisch bisZ wie Zoetrop. Benutzt wurden sie bei der Wäsche und beim Kochen, beimBaden und Spielen - eben im Alltag.Und oft waren diese einfachen Dingefür ihre Besitzer von großem Wert. Um 1871 verdiente ein guter Facharbeitervier bis acht Taler in der Woche. Davon konnte er geradeso leben. Handwerkerverdienten noch weniger, hatten aber oft Kost und Logis frei. Mit diesemGeld war es schwer, die täglichen Bedürfnisse zu befriedigen, und nochschwerer, Anschaffungen zu tätigen oder sogar einen Hausstand zu gründen.Da musste der Kauf eines jeden Haushaltsgegenstandes wohl überlegtsein. So erklärt sich, dass auch scheinbar ganz gewöhnliche Gebrauchsgegenständein den Familien vererbt wurden und Bügeleisen oder Schuhbürsteneine Lebensdauer hatten, die heutige Hersteller schockieren würde.Die prekären Lebensumstände der unteren und mittleren Schichten erlaub-ten weder luxuriöse Verschwendung noch üppige oder gar austauschbareAusstattungen. Deshalb wurden Gegenstände des Alltags gepflegt, bewahrtund sorgsam gehütet - eine traditionelle Form der Nachhaltigkeit. Vieledieser Dinge wurden in Berlin oder im Umland hergestellt und verkauft, aberauch aus fernen Teilen Deutschlands und der Welt gelangten Waren nachBerlin. Die aufkommende Industrialisierung mit hohen Stückzahlen zubilligen Preisen und die neuen Verkehrsmöglichkeiten durch die moderneSchifffahrt und die Eisenbahnen trugen dazu bei.Mancher Gegenstand gibt mit seiner Form und Funktion heute Rätsel auf.Einige Bezeichnungen rufen Assoziationen hervor, die nichts mit demBezeichneten zu tun haben, wie der Vatermörder, die Ochsenzunge oderauch der Nacktfrosch. Hinter manchen Begriffen verbirgt sich heute ein ganzanderer Gegenstand - bei Notlicht und Plättbrett sind diese Veränderungenoffensichtlich. Bei vielen Gegenständen ist noch heute klar, um was für einDing es sich handelt.Mittlerweile gibt es Shows im Fernsehen und Rätselbilder in Zeitungen undZeitschriften, wo solche Alltagsgegenstände erraten werden können. DiesesBüchlein zeigt einige dieser vergessenen Dinge, die im Stadtmuseum Berlinbewahrt werden. Vielleicht schenkt es Momente des Innehaltens - wennbei ganz alltäglichen Verrichtungen die Dinge wieder neu gesehen werdenkönnen.