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Der Band mit kommentierenden Aufsätzen und einem bebilderten Bestandsverzeichnis geht der Frage nach, was suchte eine Wissenschaft wie die Volkskunde in den 1930er Jahren mit den Fotografien von Hans Retzlaff zu dokumentieren und warum wählte sie gerade ihn als Bildautor aus. Ausgehend von dem mehrere Hundert Fotos umfassenden Konvolut des ehemaligen Tübinger "Instituts für deutsche Volkskunde" wurden Antworten auf diese Fragen in einem Studienprojekt formuliert. Antworten, die die Verflechtung des wissenschaftlichen Interesses mit der Zeitpolitik in ihren visuellen Bezügen zeigen. Hans Retzlaffs Bildagentur galt als die größte vor dem Zweiten Weltkrieg für die Themen Tracht, Landschaft und Brauch. In dreifacher Bildregie bediente er die wissenschaftliche und die angewandte Volkskunde der sogenannten Heimatpflege sowie die Massenpresse. Die Fotodokumente einer bereits im Verschwinden begriffenen vorindustriellen Welt gerieten durch die inszenatorische Statik zu völkischen Posen, di e Nation und Rasse verbanden und als Ideal propagierten.
About the author
Ulrich Hägele, Dr., geb. 1958 in Stuttgart. Studium der Empirischen Kulturwissenschaft und Kunstgeschichte in Tübingen. Museumsarbeit und Ausbildung zum Redakteur beim SWR. Seit 2006 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Neuphilologischen Seminar, Abteilung Medienwissenschaften der Universität Tübingen. Außerdem freiberuflich tätig als Ausstellungsmacher, Autor, Dozent und Uni-Coach. Forschungsschwerpunkte: Visuelle Kultur und Medien, Geschichte der Fotografie, Jugendkultur, Architektur und Denkmalpflege. Lebt in Tübingen. www.unicoaching.de.
Gudrun M. König ist Professorin am Institut für Kunst und Materielle Kultur der Universität Dortmund.