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Jürgen Trabant
Mithridates im Paradies - Kleine Geschichte des Sprachdenkens
German · Hardback
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Description
Eine einzige Sprache wurde im Paradies gesprochen. Mithridates, der letzte Gegner des universalen römischen Imperiums, sprach dagegen zweiundzwanzig Sprachen und verlor den Kampf gegen Rom. "Paradies" und "Mithridates" sind die beiden Pole des europäischen Denkens der Sprache, deren jahrhundertelangen Streit das vorliegende Buch nachzeichnet und für deren höchst unwahrscheinliche Versöhnung es plädiert.
Sprache ist in der Geschichte des europäischen Denkens eher als störend empfunden worden, sei es daß sie als Mittel der Verführung (Eva, Babel) vorgeführt wurde, sei es daß man sie als Hindernis der wahren Erkenntnis ausmachte. Daß Sprache außerdem noch in der Mannigfaltigkeit der vielen verschiedenen Sprache auftrat, konnte daher nur als eine zusätzliche Bestrafung des Menschengeschlechts verstanden werden. Im Grunde hat sich an diesem allgemeinen, von den europäischen Gründungsmythen erhobenen Befund bis heute wenig geändert. Sprachlosigkeit oder zumindest Einsprachigkeit - das Paradies - bleibt die Sehnsucht der westlichen Menschheit. Dabei hatte sich im Verlauf der historischen Entwicklung - ausgehend von der rhetorischen und poetischen Freude an sprachlicher Kreativität - durchaus eine Opposition zu dieser zähneknirschenden Sprachkritik herausgebildet: Seit der Renaissance gibt es eine Liebe zu den Sprachen, und insbesondere seit Leibniz entdeckt Europa die Sprachen als einen wunderbaren Reichtum des menschlichen Geistes. Das Projekt der Sprachwissenschaft verdankt sich eigentlich der Erkundung dieser kostbaren Verschiedenheit des Denkens. An seinem Ende vermählt es sich allerdings wieder mit dem alten Sprachhaß der Philosophie. Der exklusive Blick auf die angeborene biologische Sprachfähigkeit und die politisch-ökonomische Vereinheitlichung der Menschheit läßt der Liebe zur Sprache und den sprachlichen Verschiedenheiten immer weniger Raum im Denken und Fühlen der Menschen.
About the author
Jürgen Trabant, geb. 1942, ist Professor für Romanische Sprachwissenschaft an der Freien Universität Berlin. Er hatte Gastprofessuren an den Universitäten Stanford, Leipzig, Davis und Paris (EHESS) inne.
Summary
Eine einzige Sprache wurde im Paradies gesprochen. Mithridates, der letzte Gegner des universalen römischen Imperiums, sprach dagegen zweiundzwanzig Sprachen und verlor den Kampf gegen Rom. „Paradies“ und „Mithridates“ sind die beiden Pole des europäischen Denkens der Sprache, deren jahrhundertelangen Streit das vorliegende Buch nachzeichnet und für deren höchst unwahrscheinliche Versöhnung es plädiert.
Sprache ist in der Geschichte des europäischen Denkens eher als störend empfunden worden, sei es daß sie als Mittel der Verführung (Eva, Babel) vorgeführt wurde, sei es daß man sie als Hindernis der wahren Erkenntnis ausmachte. Daß Sprache außerdem noch in der Mannigfaltigkeit der vielen verschiedenen Sprache auftrat, konnte daher nur als eine zusätzliche Bestrafung des Menschengeschlechts verstanden werden. Im Grunde hat sich an diesem allgemeinen, von den europäischen Gründungsmythen erhobenen Befund bis heute wenig geändert. Sprachlosigkeit oder zumindest Einsprachigkeit – das Paradies – bleibt die Sehnsucht der westlichen Menschheit. Dabei hatte sich im Verlauf der historischen Entwicklung – ausgehend von der rhetorischen und poetischen Freude an sprachlicher Kreativität – durchaus eine Opposition zu dieser zähneknirschenden Sprachkritik herausgebildet: Seit der Renaissance gibt es eine Liebe zu den Sprachen, und insbesondere seit Leibniz entdeckt Europa die Sprachen als einen wunderbaren Reichtum des menschlichen Geistes. Das Projekt der Sprachwissenschaft verdankt sich eigentlich der Erkundung dieser kostbaren Verschiedenheit des Denkens. An seinem Ende vermählt es sich allerdings wieder mit dem alten Sprachhaß der Philosophie. Der exklusive Blick auf die angeborene biologische Sprachfähigkeit und die politisch-ökonomische Vereinheitlichung der Menschheit läßt der Liebe zur Sprache und den sprachlichen Verschiedenheiten immer weniger Raum im Denken und Fühlen der Menschen.
Additional text
Sprache ist in der Geschichte des europäischen Denkens eher als störend
empfunden worden, sei es daß sie als Mittel der Verführung (Eva, Babel)
vorgeführt wurde, sei es daß man sie als Hindernis der wahren Erkenntnis
ausmachte. Daß Sprache außerdem noch in der Mannigfaltigkeit der vielen
verschiedenen Sprache auftrat, konnte daher nur als eine zusätzliche Bestrafung
des Menschengeschlechts verstanden werden. Im Grunde hat sich an diesem
allgemeinen, von den europäischen Gründungsmythen erhobenen Befund bis
heute wenig geändert. Sprachlosigkeit oder zumindest Einsprachigkeit -
das Paradies - bleibt die Sehnsucht der westlichen Menschheit. Dabei hatte
sich im Verlauf der historischen Entwicklung - ausgehend von der rhetorischen
und poetischen Freude an sprachlicher Kreativität - durchaus eine Opposition
zu dieser zähneknirschenden Sprachkritik herausgebildet: Seit der Renaissance
gibt es eine Liebe zu den Sprachen, und insbesondere seit Leibniz entdeckt
Europa die Sprachen als einen wunderbaren Reichtum des menschlichen Geistes.
Das Projekt der Sprachwissenschaft verdankt sich eigentlich der Erkundung
dieser kostbaren Verschiedenheit des Denkens. An seinem Ende vermählt es
sich allerdings wieder mit dem alten Sprachhaß der Philosophie. Der exklusive
Blick auf die angeborene biologische Sprachfähigkeit und die politisch-ökonomische
Vereinheitlichung der Menschheit läßt der Liebe zur Sprache und den sprachlichen
Verschiedenheiten immer weniger Raum im Denken und Fühlen der Menschen.
Product details
Authors | Jürgen Trabant |
Publisher | Beck |
Languages | German |
Product format | Hardback |
Released | 01.01.2003 |
EAN | 9783406502002 |
ISBN | 978-3-406-50200-2 |
No. of pages | 356 |
Dimensions | 150 mm x 220 mm x 30 mm |
Weight | 598 g |
Subjects |
Non-fiction book
> Art, literature
> Literature: general, reference works
Sprachwissenschaft, Linguistik, Sprache, Geschichte, Europa : Geschichte, Denken, Sprachentwicklung, Philosophie, Europa, Kognition, Kritik, Sprachphilosophie, Orientieren, Sprachwissenschaft, Linguistik, Sprachkritik, V-Rabatt, Sprachfähigkeit |
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