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Lange Zeit galten die Briefe Theodor Storms an Heinrich Schleiden als verschollen - sie werden in diesem Band zusammen mit den vorhandenen Gegenbriefen erstmals vollständig veröffentlicht. Storm verband mit Schleiden, dem liberalen Theologen und Leiter einer "höheren Knabenschule", seit 1880 eine enge Freundschaft. Die in Schleidens Schrift "Christus und die Pharisäer" (1874) hervortretende undogmatische Religiosität faszinierte Storm. In Schleiden, der sich selbst als Rationalist verstand, fand er einen auch in literarischen Fragen ebenbürtigen und kritischen Gesprächspartner. Der Briefwechsel dokumentiert die Diskussionen über Werke Storms und über Dichtungen anderer Autoren. Vor allem aber ist er Zeugnis der in Storms letzten Lebensjahren besonders herzlichen Freundschaft mit Schleiden. Die enge Beziehung zu Hamburg, wo Schleiden wohnte, und seinem großstädtischen Kulturleben wird in den Briefen deutlich; sie widerspricht der verbreiteten Vorstellung von einer eindimensionalen Provinzialität des Dichters. Die Notizen zu den Reisen nach Berlin und Weimar sowie Äußerungen über das alltägliche Leben eröffnen zudem neue Einblicke in die Biographie Storms.
About the author
Peter Goldammer, geboren 1921, ist Literaturwissenschaftler und Editor. Er ist Mitherausgeber einer vierbändigen 'Storm'-Ausgabe, einer 'Kleist'-Ausgabe sowie einer achtbändigen Romane- und Erzählerausgabe von 'Fontane'.
Theodor Storm, geb. am 14. September 1817 in Husum. Der Rechtsanwalt wurde 1852 von den Dänen wegen politischer Opposition ausgewiesen und kehrte 1864 als Landvogt in seine nun deutsch gewordene Heimatstadt zurück. Ab 1879 war Storm Amtsgerichtsrat. Er starb am 4. Juli 1888 in Hademarschen. Storm gilt als einer der wichtigsten Vertreter des poetischen Realismus. In seinem Werk ist Storm thematisch den Menschen und der Landschaft seiner Heimat zugewandt und als Künstler der Spätromantik verpflichtet, besonders in seiner liedhaft-innigen, formstrengen Natur- und Bekenntnislyrik. Seine Hauptleistung aber liegt in der Novelle. 58 solcher Novellen umfasst sein Werk, das von lyrisch gestimmten und wehmütig verklärenden Texten bis zu realistischen, stark handlungsbetonten Schicksals- und Chroniknovellen reicht. Immer wieder stellt Storm dabei die menschlichen Leidenschaften und den Kampf des einzelnen gegen überlegene Mächte mit herber, oft tragischer Gefasstheit dar.
Heinrich Detering, geboren 1959, ist nach Lehrtätigkeit an den Universitäten in Irvine, München und Kiel Professor für Neuere deutsche Literatur an der Georg-August-Universität Göttingen. 2003 erhielt er den "Preis der Kritik" von Hoffmann und Campe und 2009 wurde er mit dem "Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis" der Deutschen Forschungsgemeinschaft ausgezeichnet.
Dr. Gerd Eversberg, Direktor des Theodor-Storm-Zentrums in Husum und Sekretär der Theodor-Storm-Gesellschaft. Geboren 1947 in Magdeburg, studierte Theaterwissenschaften, Kunstgeschichte, Germanistik, Philosophie und Pädagogik in Köln. Nach seiner Promotion über den Fauststoff von Goethe war er als Studiendirektor am Gymnasium und in der Lehrerausbildung tätig. Seit 1989 ist er Direktor des Theodor-Storm-Zentrums in Husum. Arbeitsschwerpunkte: Wanderschauspiel, Marionettentheater sowie Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts. Zahlreiche Veröffentlichungen zu Bürger, Storm, Hebbel, Fontane, Detlev von Liliencron, Hans Jenny Jahnn; zur Literatur des poetischen Realismus, zur Mediengeschichte sowie zur Didaktik des Deutsch- und Philosophieunterrichts. Herausgeber u. a. der Schriften der Theodor-Storm-Gesellschaft, der Husumer Beiträge zur Stormforschung und der Editionen aus dem Storm-Haus. Zahlreiche Ausstellungen im Storm-Museum, Veranstalter von wissenschaftlichen Tagungen im Storm-Archiv.