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Zwischen Krankheit und Kraft In dieser Arbeit werden Krankheitsprozesse als komplexe biographische Prozessgestalten untersucht - durchdrungen von Erleidenserfahrungen und Bearbeitungsbemühungen. Eine schwere chronische Krankheit kann den Betroffenen auf eine ausschließlich krankheitszentrierte Alltagsorganisation und Lebensführung einengen; er kann sich durch die Krankheit aber auch "aufraffen", neue Aspekte der Alltagsgestaltung zu entdecken sowie alle biographische Kraft zusammenzunehmen und ein neues Lebensthema zu entwickeln - ein neues Lebensthema, das die krankheitsbedingten Restriktionen des Lebensalltags und die Anforderungen des Behandlungsregimes bezüglich der Krankheit vollständig transzendiert. Der Autor hat insgesamt 24 autobiographisch-narrative Interviews durchgeführt und analysiert: 16 Interviews mit Patienten, die an einer schweren chronischen Herzkrankheit litten, acht Interviews mit Patienten, die beinamputiert waren. Durch die Auswahl zweier unterschiedlicher Phänomenbereiche von Krankheit wurden auch einzelkrankheits- externe Vergleiche möglich, die auf Krankheitsbedingungen und Krankheits-Erleidensverlaufskurven generell abzielen. Eine schwere chronische Krankheit kann den Betroffenen auf
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Der Aufbau der Studie lässt den Leser die Schritte und die Plausibilität der Erkenntnisgewinnung sehr gut nachvollziehen. [...] Die sprachlich sehr verdichtete und äußerst gehaltvolle Arbeit von Detka orientiert sich an der Erfahrung des Krankseins und an dem Leidensprozess, so wie dies aus der Perspektive der Betroffenen erlebt und gedeutet wird. Um solche Prozesse zu erschließen, erscheint mir der vom Autor gewählte biographieanalytische Zugang besonders ertragreich, weil er die Frage nach der biographischen Prägung und Veränderung der eigenen Wissensbestände in den Mittelpunkt stellt und somit einen wertvollen Beitrag zu einer biographischen Sozialisationstheorie im Rahmen von Krankheitsprozessen leistet. Zeitschrift für Soziologie der Erziehung und Sozialisation (ZSE) 1/2012