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Als großer Lyriker wurde Hölderlin erst im 20. Jahrhundert entdeckt. Die Intensität eines von allem Dekorativen befreiten Sagens, die kühne Metaphorik und die Sprengung konventioneller Normen, insbesondere in den Gedichten nach 1800, ließ Hölderlin als Vorboten und zugleich schon frühen Vollender moderner Ausdruckskunst erscheinen. Dennoch stehen Hölderlins Gedichte im geistigen Horizont der Zeit: Empfindsamkeit, Deutscher Idealismus, Französische Revolution, Philhellenismus, Rousseaus Wendung zur Natur, die hyperbolische Steigerung des Dichterischen - sie verleihen seiner Poesie ihre geschichtliche Kontur. Der erste Band der Ausgabe ordnet Hölderlins Gedichte chronologisch und unterzieht sie einer textkritischen Revision. Alle Abweichungen gegenüber der Großen Stuttgarter Ausgabe werden in den Kommentaren erläutert. Aufgrund ihres Schwierigkeitsgrads und ihres Voraussetzungsreichtums bedarf Hölderlins Lyrik einer intensiven Erschließung. Diese Ausgabe bietet Erläuterungen, die weit über das Bisherige hinausgehen. Die bedeutenden und komplexen Gedichte erhalten erstmals Überblickskommentare. Sie sollen zu einem ganzheitlichen Verständnis hinführen. Aber auch für die Einzelerläuterungen wurden ganze Bereiche erstmals erschlossen, so daß nun viele Texte besser verständlich oder überhaupt erst zugänglich geworden sind.
List of contents
Gedichte 1784-1788 Gedichte 1788-1793 Gedichte 1794-1795 Gedichte 1796-1798 Gedichte 1798-1800 Gedichte 1800-1805 Entwürfe, größere Fragmente und Skizzen 1793-1806 Pläne, Bruchstücke, Notizen Späteste Gedichte Anhang Kommentar von Jochen Schmidt
About the author
Johann Christian Friedrich Hölderlin wurde am 20. März 1770 in Lauffen am Neckar geboren. Nach dem frühen Tod des Vaters und des Stiefvaters besuchte er in seiner Jugend eine Klosterschule, ab 1778 begann er am Tübinger Stift ein Theologiestudium. Dort lernte er Hegel, Schelling und Isaac von Sinclair kennen, mit denen ihn bald schon eine enge Freundschaft verband. Einige Jahre später traf er auch auf Goethe und Schiller, wobei er besonders in Schiller einen Gönner und Berater für seine dichterische Tätigkeit fand. Ab 1791 veröffentlichte er erste Gedichte und arbeitete als Hofmeister in Walterhausen, Frankfurt und Hauptwil. Von dort musste er allerdings nach der Entdeckung seiner Liebesaffäre mit der Hausherrin Susette Gotard nach Bordeaux reisen. Er kehrte aber bald schon wegen einer Nervenerkrankung ins Haus seiner Mutter nach Nürtingen, später zu Isaac von Sinclair zurück. Nach der Nachricht vom Tod seiner Geliebten Susette verschlimmerte sich sein Leiden, so dass Hölderlin in eine Klinik eingewiesen wurde. Nach seiner Entlassung galt er als unheilbar wahnsinnig und wurde für den Rest seines Lebens in die Obhut der Tischlerfamilie Zimmer in Tübingen gegeben, die ihm eine zur Pflege hergerichtete Turmstube bereitstellte. Er starb dort am 7. Juni 1843.
Jochen Schmidt, geb. 1936, arbeitet seit über 30 Jahren als Kulturkorrespondent mit dem Schwerpunkt Tanz für die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Von 1984 bis 1994 war er Leiter des Tanzfestivals Nordrhein-Westfalen. Heute lebt Schmidt in Düsseldorf-Oberkassel.