Read more
Das Buch 'Kohelet' bereitet den Auslegern des Alten Testaments große Schwierigkeiten. Die Beurteilungen Kohelets schwanken daher zwischen Pessimist, Skeptiker einerseits und Prediger der Freude andererseits. Strittig ist in der Forschung auch, ob das Buch einen planvollen Aufbau hat und inwieweit verschiedene Redaktoren eine Grundschrift des Kohelet genannten Weisheitslehrers bearbeitet haben, vor allem durch Hinzufügung der Nachworte. Im 1. Kapitel der Studie werden die gegenwärtigen Probleme der Kohelet-Forschung skizziert. Zu deren Lösung greift der Autor die bisher nur selten vertretene These auf, dass das Buch Kohelet als ironische Schrift zu verstehen sei, die von nur einem Autor stammt, der sich selbst Kohelet nennt. Der Rückgriff auf diese These erlaubt den Verzicht auf Literarkritik, da z. B. Zitate zu den ironischen Stilmitteln gehören, und erklärt zugleich, warum keine überzeugende Strukturierung des Buches gefunden werden kann. Um die These begründen zu können, werden i m 2. Kapitel wesentliche Ergebnisse der neueren Ironieforschung hinsichtlich ihrer Bedeutung für die Exegese Kohelets zusammengefasst. Außerdem werden die Ergebnisse der wenigen Arbeiten zur Frage von Ironie bei Kohelet vorgestellt. Da bisher eine systematische Untersuchung des gesamten Kohelet-Buches auf Anzeichen von Ironie fehlt, wird im 3. Kapitel erstmals der Versuch unternommen, im ganzen Werk Kohelets ironische Redeweise nachzuweisen. Dabei ist zu unterscheiden zwischen der von Kohelet oftmals betrachteten Ironie des menschlichen Geschicks, gegen die der Mensch vor allem angesichts des unausweichlichen Todes machtlos ist, und Kohelets ironischen Bemerkungen, die sinnloses Streben nach bleibendem Gewinn als "Windhauch" entlarven und teilweise gegen die traditionelle Weisheit gerichtetet sind, die dem Menschen bei einem ihren Lehren gemäßen Verhalten Gewinn verspricht. Das abschließende 4. Kapitel ist den Fragen gewidmet, was sich auf der Basis dieser neuen Sicht des Kohelet-Buch es als ironischer Schrift über Kohelets Gottes- und Menschenbild sagen lässt und welche Ratschläge zur Lebensgestaltung der Ironiker Kohelet seinen Lesern hinterlassen hat.
About the author
Ferdinand Hahn, geb. 1926, Dr. theol., ist emeritierter Professor für Neues Testament in München.
Werner H. Schmidt, geb. 1935, Dr. theol., ist Professor em. für Altes Testament an der Universität Bonn (und hält weiterhin Lehrveranstaltungen an der Universität Köln).
Wolfgang Schrage, geb. 1928, ist emeritierter Professor für Neues Testament an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Bonn.