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Die Rückseite des im frühen ersten Jahrhundert n. Chr. in Alexandria entstandenen Artemidor-Papyrus zeigt 41 Zeichnungen von einer Hand, davon 38 Tierdarstellungen (da oft zwei Arten umfassend, insgesamt 44 Tiere), von denen die meisten mit griechischen Tiernamen versehen sind. Nach einer "Überschrift" auf dem Papyrus enthält er Vierfüßer des Landes, Vögel, Fische und Wale. Es ist kein Ordnungsprinzip zu erkennen, außer dass größere Tiere von besonderem Seltenheitswert dargestellt werden, aus vielen Taxa: Ein Krebs, fünf Fischartige, sechs Reptilien sensu lato, elf Vögel, siebzehn Säugetiere. Die Darstellung steht in einer hellenistischen Tradition von Tierbildern, beginnend mit Aristoteles, ausgebaut durch die Vorläufer des Nil-Mosaiks von Praeneste (Palestrina), fortgesetzt einerseits in der hellenistisch-römischen Kunst (Wandgemälde, Mosaiken), andererseits in "wissenschaftlichen" byzantinischen Codices. Das Verso des Papyrus wurde offensichtlich als Musterbuch benutzt.
About the author
Prof. Dr. Ragnar K. Kinzelbach, geb. 1941 in Germersheim, ist emeritierter Professor für Zoologie und Ökologie. Er forschte und lehrte an der Universitäten Mainz, Darmstadt und Rostock. Von 1993-95 war Kinzelbach Direktor des Zentrums für Interdisziplinäre Technikforschung (ZIT) der TU Darmstadt, von 1996-2000 Sprecher des FB Biowissenschaften der Universität Rostock, von 2000-04 Gründer und Direktor des Instituts für Biodiversitätsforschung ebenda. Seine vielfältigen Arbeitsgebiete sind die Morphologie und Systematik von Gliederfüßern, die Zoologie großer Flüsse, die Biodiversität und Zoogeographie in der Alten Welt, besonders im Vorderen Orient und Afrika, sowie die Angewandte und Interdisziplinäre Zoologie. Der Autor zahlreicher Bücher und Fachbeiträge ist seit 2006 im aktiven Ruhestand und beschäftigt sich mit der Geschichte der Tierwelt.