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Jean Cavaillès schreibt sein letztes Werk »Über Logik und Theorie der Wissenschaft« im Gefängnis. Er fasst darin die wesentlichen Linien seiner lebenslangen Auseinandersetzung mit der Philosophie der Mathematik zusammen und konfrontiert sie mit vier großen Wissenschaftstheorien: derjenigen Kants, Bolzanos, Carnaps und Husserls. Cavaillès' Werk ist weder eine historische Studie der Wissenschaftstheorie noch die Beschreibung ihres aktuellen Zustands, sondern definiert die Bedingungen für die Bildung begrifflicher Strukturen, die das Gerüst der Wissenschaft sind. Die Normativität der Regeln, die die Logik bestimmen, die entscheidende Rolle der Beweisführung, die Autonomie der Wissenschaft, ihre notwendige Bezugnahme auf das Objekt und ihre Einbindung in die Geschichte sind die Leitthemen dieser Abhandlung, die zweifellos zu den wichtigsten der Wissenschaftsphilosophie gehört.
About the author
Jean Cavaillès (1903 - 1944) war Mathematiker und Philosoph. Er setzte sich insbesondere mit der mathematischen Logik, der Epistemologie und der Philosophie der Mathematik auseinander. In den dreißiger Jahren verbrachte er einige Jahre in Deutschland, wo er auch mit Heidegger und Husserl in Kontakt kam. Er war als führender Kämpfer in der Résistance aktiv, wurde mehrmals inhaftiert und 1944 von der Gestapo hingerichtet. Jean Cavaillès übte großen Einfluss aus auf die französische Philosophie und Wissenschaftstheorie von Bachelard und Canguilhem über Foucault und Althusser bis zu Derrida und Badiou.
Report
»Wirklich erstaunlich ist, wie weit sich im Rückblick ein ganzer Kontinent der französischen Philosophie in der kleinen Abhandlung vorgedacht zeigt.« Cord Riechelmann, Zeitschrift für Ideengeschichte