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Seit nahezu 20 Jahren sammelt der Journalist David Dambitsch in zahlreichen Rundfunk-Interviews "Stimmen der Geretteten" - Berichte von Überlebenden der Shoah. Neben Zeitzeugen wie Primo Levi, Arno Lustiger, Grete Weil, Simon Wiesenthal und Imre Kertész kommen auch deren Kinder zu Wort; das Trauma der Eltern lebt in ihnen fort. Die großartige CD-Edition von David Dambitsch ist ein lebendiges Zeugnis wider das Vergessen. Die "Stimmen der Geretteten" werden erstmals für ein größeres Publikum hörbar.
"Ich bin die letzte Generation, die eine lebendige Erfahrung von Auschwitz hat. Mit mir wird diese lebendige Erfahrung aussterben. Es bleibt die Erinnerung." (Imre Kertész)
About the author
David Dambitsch, geboren 1959 in Berlin, arbeitete bei der amerikanisch-deutschen Rundfunkanstalt RIAS Berlin bis zu deren Auflösung infolge der Vereinigung Deutschlands. Seitdem schreibt er für das Informationsprogramm Deutschlandfunk im nachgefolgten Deutschlandradio. Die engagierte und kritische Auseinandersetzung mit dem NS-Regime und dessen Folgen ist zentrales Thema seiner Beiträge. Ein Teil seiner Familie entging nur knapp der Shoah.
Alfred Kerr (ursprünglich Kempner), ist 1867 in Breslau geboren, studierte Literaturwissenschaft in Berlin beim großen Erich Schmidt. 1905 veröffentlichte er sein erstes Buch bei S. Fischer: "Das neue Drama". Mitarbeit als Kritiker vornehmlich an "Der Tag", dem von ihm geleiteten zweiten "Pan" und dem "Berliner Tageblatt". 1933 Flucht aus Deutschland. Mühselige Existenz in London. Zwei Bücher im Exil: "Die Diktatur des Hausknechts und Walther Rathenau". "Erinnerungen eines Freundes." 1948 erlitt Alfred Kerr als Besucher in Hamburg einen Schlaganfall.
Imre Kertesz, 1929 in Budapest geboren, wurde 1944 nach Auschwitz deportiert und 1945 in Buchenwald befreit. Er gilt seit dem späten Erfolg seines "Roman eines Schicksallosen" als einer der großen europäischen Schriftsteller. Die jahrelange Arbeit an diesem Roman, der 1975 in Ungarn erschien, finanzierte er durch Musicals und Unterhaltungsstücke. Er betätigte sich als Übersetzer von Freud, Nietzsche, Hofmannsthal, Canetti, Wittgenstein und anderen. 2000 erhielt er den "Welt"-Literaturpreis, 2002 den Nobelpreis für Literatur und 2004 den Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten und den Corine - Internationaler Buchpreis 2004 für sein Lebenswerk. 2009 wurde Imre Kertesz mit dem Jean Améry-Preis für Essayistik geehrt, 2013 erhielt er den Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch. Imre Kertész lebte in Budapest und Berlin. Er starb 2016 nach langer Krankheit.
Primo Levi, geb. 1919 als Sohn jüdischer Eltern in Turin, studierte Chemie und promovierte 1941. Als Mitglied einer piemontesischen Partisanengruppe wurde er 1943 verhaftet und nach Auschwitz deportiert. Nach seiner Repatriierung arbeitete er in der chemischen Industrie, zuletzt als Direktor einer Fabrik. 1977 zog er sich aus dem Berufsleben zurück, um sich ganz dem Schreiben zu widmen. Bis zu seinem Freitod 1987 lebte Levi in Turin. Für sein Leben und sein schriftstellerisches Werk, das ihm internationalen Ruhm eintrug, wurden die Erfahrungen des Konzentrationslagers und des Dritten Reiches zum prägenden Zentrum.