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Adornos Vorlesung von 1960/61 muß - und kann - für jenes Buch über Heidegger stehen, das der Autor nicht geschrieben hat und nicht schreiben wollte. Es ist gleichsam die verspätete Ausführung eines Projekts, das niemand anderer als Benjamin schon um 1930, bald nach dem Erscheinen von Sein und Zeit, verfolgt hatte, ohne es auszuführen: "den Heidegger zu zertrümmern", wie er formulierte. Für Adorno bedurfte es nicht der Erinnerung an den Plan des Freundes; wie dieser hatte er bereits unmittelbar nach Erscheinen von Sein und Zeit, also längst vor Heideggers berüchtigter Rektoratsrede, reagiert und die Fundamentalontologie abgelehnt. Heidegger galt ihm als eher bescheidener, freilich um so gefährlicherer Denker.
Nach seiner Rückkehr aus dem Exil galt Adorno weithin als der intellektuelle Gegenpart Heideggers, und tatsächlich hat er sich mit diesem intensiver beschäftigt als mit irgendeinem anderen zeitgenössischen Philosophen. Adorno hat Heideggers Denken vielfach der Kritik unterzogen; nirgends jedoch in der Form der politischen Denunziation, sondern indem er den Zusammenhang des philosophischen Gehalts mit dem politischen aufzeigte: als Plädoyer für Aufklärung und Rationalität.
List of contents
Aus dem Inhalt:
VORLESUNGEN
1. VORLESUNG: WAS SEIN EIGENTLICH SEI?2. VORLESUNG: ZU ONTOLOGISCHEN DIFFERENZ
3. VORLESUNG: GESCHICHTE DES SEINSBEGRIFFES
4. VORLESUNG: SEIN UND SPRACHE (I)
5. VORLESUNG: SEIN UND SPRACHE (II)
6. VORLESUNG: ABHEBUNG DES SEINS VOM SEIENDEN
7. VORLESUNG: GEIST UND SEIENDES
8. VORLESUNG: ONTOLOGISIERUNG DES ONTISCHEN (I)
9. VORLESUNG: ONTOLOGISIERUNG DES ONTISCHEN (II)
10. VORLESUNG: ONTOLOGISCHES BEDÜRFNIS
11. VORLESUNG: ADIKATION DER PHILOSOPHIE
12. VORLESUNG: VERHÄLTNIS zu KIERKEGAARD
13. VORLESUNG: KRITIK DES SUBJEKTIVISMUS
14. VORLESUNG: HYPOSTASIS DER FRAGE
15. VORLESUNG: ZEIT, SEIN, SINN
16. VORLESUNG: ONTOLOGIE UND GESELLSCHAFT
17. VORLESUNG: MYTHISCHE GEHALTE
18. VORLESUNG: REINHEIT UND UNMITTELBARKEIT DES SEINS
19. VORLESUNG: UNBESTIMMTHEIT DES SEINS
20. VORLESUNG: SINN VON SEIN UND COPULA
21. VORLESUNG: COPULA UND SEINSFRAGE
22. VORLESUNG: SEIN UND EXISTENZ
23. VORLESUNG: BEGRIFF DER NEGATIVEN DIALEKTIK
Anmerkungen des Herausgebers
Nachbemerkung des Herausgebers
Personenregister
Übersicht
About the author
Rolf Tiedemann, geboren 1932, promovierte bei Theodor W. Adorno und Max Horkheimer mit der ersten Dissertation über Walter Benjamin. Wissenschaftlicher Mitarbeiter, später persönlicher Assistent von Adorno am Institut für Sozialforschung in Frankfurt. Ehrendoktor der Universität Hannover.
Theodor W. Adorno wurde am 11. September 1903 in Frankfurt am Main geboren und starb am 6. August 1969 während eines Ferienaufenthalts in Visp/Wallis an den Folgen eines Herzinfarkts. Von 1921 bis 1923 studierte er in Frankfurt Philosophie, Soziologie, Psychologie und Musikwissenschaft und promovierte 1924 über Die Transzendenz des Dinglichen und Noematischen in Husserls Phänomenologie. Bereits während seiner Schulzeit schloss er Freundschaft mit Siegfried Kracauer und während seines Studiums mit Max Horkheimer und Walter Benjamin. Mit ihnen zählt Adorno zu den wichtigsten Vertretern der 'Frankfurter Schule', die aus dem Institut für Sozialforschung an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt hervorging.
Summary
Adornos Vorlesung von 1960/61 muß - und kann - für jenes Buch über Heidegger stehen, das der Autor nicht geschrieben hat und nicht schreiben wollte. Es ist gleichsam die verspätete Ausführung eines Projekts, das niemand anderer als Benjamin schon um 1930, bald nach dem Erscheinen von Sein und Zeit, verfolgt hatte, ohne es auszuführen: "den Heidegger zu zertrümmern", wie er formulierte. Für Adorno bedurfte es nicht der Erinnerung an den Plan des Freundes; wie dieser hatte er bereits unmittelbar nach Erscheinen von Sein und Zeit, also längst vor Heideggers berüchtigter Rektoratsrede, reagiert und die Fundamentalontologie abgelehnt. Heidegger galt ihm als eher bescheidener, freilich um so gefährlicherer Denker.
Nach seiner Rückkehr aus dem Exil galt Adorno weithin als der intellektuelle Gegenpart Heideggers, und tatsächlich hat er sich mit diesem intensiver beschäftigt als mit irgendeinem anderen zeitgenössischen Philosophen. Adorno hat Heideggers Denken vielfach der Kritik unterzogen; nirgends jedoch in der Form der politischen Denunziation, sondern indem er den Zusammenhang des philosophischen Gehalts mit dem politischen aufzeigte: als Plädoyer für Aufklärung und Rationalität.