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Das heute allgemein im Sinne von "Gegenstand", "Sache" verwendete Wort "Ding" stammt aus der germanischen Rechtssprache und bezeichnet ursprünglich das Gericht, die Versammlung freier Männer. Als "Gericht" galt althochdeutsch "thing" oder "ding", mittelhochdeutsch und mittelniederdeutsch "dinc". heute bezeichnet ein "ding" eine eher unbedeutende oder geringe Sache. Interessant daran ist, wie ein Wort, das einst eine wichtige, gewichtige Sache bezeichent hat, heute zumindest umgangssprachlich für eher etwas Geringes steht. Wir begegnen hier dem oft festzustellenden allmählichen Niedergang der Bedeutung eines Wortes. (...) So sehr dabei die Aufmerksamkeit und die Sorgfalt für den einzelnen Gegenstand verlorengehen, so wichtig scheinen die Dinge insgesamt für uns zu sein. Norbert Bolz weist in seinem Vortrag darauf hin, wir sehr wir mangels anderer Bedeutsamkeiten Fetische brauchen. Wir sind "fetischistische Anhänger irgendeines Dinges, einer Sache, eines Rituals, in dem (wir) Sicherheit wiederfinden, jene Verhaltens- und Lebenssicherheit, die (uns) die Kulturperspektive unserer aufgeklärten Lebensweise prinzipiell versagt." Und die Menschen heute, fährt er fort, erwarten einen spirituellen Mehrwert in diesen Produkten: "Sie wollen ein Produkt, das aufgeladen ist mit Bedeutsamkeit, eine Art Sinnversprechen, eine Art Sinngehalt, so wie früher religiöse Symbole Sinngehalt transportiert haben." Die Trennlinie zwischen Mensch und Ding verschwimmt. (...) (aus dem Vorwort von Urs Stahel und Thomas Seelig)