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Ursprünglisch erschienen 1968 im Verlag Ernst Scheidegger, Zürich
About the author
Giacometti (1901-1966), Kunststudium an der École des Beaux-Arts und an der École des Arts Industrielles in Genf, 1922 in Paris an der Académie de la Grande Chaumière. 1932 erste Einzelausstellung. 194245 in Genf. Ende 1945 Rückkehr nach Paris. 1962 grosser Skulpturenpreis der Biennale in Venedig.
Summary
Alberto Giacometti (1901–1966) hat seit seiner frühen Kindheit bedeutende Werke aus der Kunstgeschichte kopiert, entweder nach dem Original oder nach Reproduktionen. Er selbst hat diese Kopien 1965 zusammengetragen und in drei
Notes pour les copies
kommentiert. Damit gibt uns dieser grosse Künstler einen aussergewöhnlichen Einblick in seine Interessen und in seine Vorgehensweise. Denn: Alberto Giacometti wollte die Kunstwerke nicht einfach abzeichnen. Vielmehr ging es ihm um die darin fassbaren Energien und um seine Wahrnehmung ihrer Wirklichkeit. Kunstwerke leisteten dem von ihm so stark erlebten Hang zum Verschwinden mehr Widerstand als lebende Modelle – für Giacometti mit ein Grund, sich immer wieder mittels Bleistift oder Kugelschreiber an alter Kunst zu orientieren.
Auch wenn alle Kopien dieser Übersicht zeitlich weit auseinanderliegen und stilistisch völlig verschieden sind, haben sie etwas gemeinsam: Sie tragen unverwechselbar die Handschrift Alberto Giacomettis.
«Ich machte Kopien, noch ehe ich mich fragte, weshalb ich es tat – wahrscheinlich um meinen Vorlieben Gestalt zu geben.» Alberto Giacometti
Additional text
«Dass Alberto Giacometti kopiert hat, war zwar dem engsten Freundeskreis bekannt; aber kaum jemand wusste Bescheid über die Leidenschaft, mit der er es tat, und über den Umfang des in sich geschlossenen Werks der Kopie innerhalb seines Œuvres. Das vorliegende Werk ist denn eine Überraschung für alle.» Richard Häsli,
Neue Zürcher Zeitung
«Manchmal glaubt man, von einem grossen Künstler durch die Säle eines imaginären Museums geführt und auf Schönheiten und Feinheiten hingewiesen zu werden, für die unser Auge bis dahin blind war.» Manuel Gasser,
du
«Es ist an der Zeit, dass uns diese Blätter zur Verfügung stehen. Sie sind doppelt wichtig. Zunächst helfen sie, Giacomettis Kunst auf dem Hintergrund dieses Umgangs mit der Vergangenheit zu sehen, und zum zweiten erweitern sie die Vorstellung von Giacometti in einem sehr wichtigen Punkte: sie stellen ihn eindeutig in einen kulturellen Zusammenhang. Als Künstler stand er durchaus in der Tradition, und die Kenntnis dieser Tradition gestattete es ihm überhaupt erst, die Reduktion der Welt und des Kunstwerks so weit zu treiben. Giacometti betrachtete diese Werke, die er im Laufe seines Lebens kopiert hat, sozusagen als natürlichen geistigen Besitz. Wir müssen künftig die Kenntnis von diesen Blättern der Interpretation zugrunde legen, denn hier hat Giacometti sein Weltbild mithilfe des imaginären Museums verraten. Er lässt sich durch die Meister vertreten.» Werner Spies,
Frankfurter Allgemeine Zeitung