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Das erste systematische Hauptwerk Gustav Teichmüllers, Die wirkliche und die scheinbare Welt. Neue Grundlegung der Metaphysik aus dem Jahr 1882, ist einer der bedeutenden philosophischen Entwürfe seiner Zeit und zugleich eine Gründungsschrift des philosophischen Personalismus.
Teichmüller kritisiert darin die Selbstvergessenheit der philosophischen Systeme, die nur die sinnlichen und abstrakten Inhalte des Bewusstseins beachteten, diese durch Projektion externalisierten und zur Realität erklärten und darüber das Ich vergässen, das diese Inhalte denkt und zum Gegenstand seiner Gefühle und Handlungen macht. Er versucht zu zeigen, dass sich die Begriffe von Sein und Substanz dem unmittelbaren Wissen des Ich von sich selbst verdanken und nur auf seelische Individuen wie das Ich rechtmässig anwendbar sind. Diese seien die einzige Wirklichkeit. Ihre Wechselwirkung erzeuge aber die sinnlichen Empfindungen. Aus diesen konstruierten sie mit Hilfe der perspektivischen Anschauungsformen von Zeit, Raum, Bewegung und Ding die materielle Welt, die nur durch Projektion scheinbare Wirklichkeit erhalte. Mit seiner Lehre der Relativität von Zeit und Raum nimmt Teichmüller Grundgedanken der Relativitätstheorie Einsteins vorweg. Das Werk zeichnet sich durch hohes Methodenbewusstsein, Scharfsinnigkeit und Systematizität der Argumentation, herausragende philosophiehistorische Fundierung und interdisziplinäre Kenntnisse aus.
About the author
Gustav Teichmüller (1832-1888) war ein bedeutender deutscher Philosoph. Er setzte sich mit der Geschichte der Begriffe auseinander und veröffentlichte zahlreiche renommierte Schriften, darunter auch Arbeitenüber Aristoteles. Seine systematischen Hauptwerke beinhalten die von ihm vertretene Differenzierung zwischen wirklicher und scheinbarer Welt. Seine Philosophie, die das Bewusstsein vom theoretischen Wissen trennt, ist mit den Lehren von Leibniz und Lotze vergleichbar. Rudolf Eucken zählte zu seinen Schülern. Teichmüller studierte Philosophie in Berlin und promovierte 1856 in Halle. Anschließend war er Lehrer in St. Petersburg, bevor er sich 1860 als Privatdozent für Philosophie in Göttingen habilitierte. Ab 1868 war er Professor an der Universität Basel, wurde aber einige Jahre später als ordentlicher Professor für Philosophie nach Dorpat (heute Tartu, Estland) berufen.
Summary
Personalismus als monadologische Metaphysik nach Kant
Das erste systematische Hauptwerk Gustav Teichmüllers, Die wirkliche und die scheinbare Welt. Neue Grundlegung der Metaphysik aus dem Jahr 1882, ist einer der bedeutenden philosophischen Entwürfe seiner Zeit und zugleich eine Gründungsschrift des philosophischen Personalismus.
Teichmüller kritisiert darin die Selbstvergessenheit der philosophischen Systeme, die nur die sinnlichen und abstrakten Inhalte des Bewusstseins beachteten, diese durch Projektion externalisierten und zur Realität erklärten und darüber das Ich vergässen, das diese Inhalte denkt und zum Gegenstand seiner Gefühle und Handlungen macht. Er versucht zu zeigen, dass sich die Begriffe von Sein und Substanz dem unmittelbaren Wissen des Ich von sich selbst verdanken und nur auf seelische Individuen wie das Ich rechtmässig anwendbar sind. Diese seien die einzige Wirklichkeit. Ihre Wechselwirkung erzeuge aber die sinnlichen Empfindungen. Aus diesen konstruierten sie mit Hilfe der perspektivischen Anschauungsformen von Zeit, Raum, Bewegung und Ding die materielle Welt, die nur durch Projektion scheinbare Wirklichkeit erhalte. Mit seiner Lehre der Relativität von Zeit und Raum nimmt Teichmüller Grundgedanken der Relativitätstheorie Einsteins vorweg. Das Werk zeichnet sich durch hohes Methodenbewusstsein, Scharfsinnigkeit und Systematizität der Argumentation, herausragende philosophiehistorische Fundierung und interdisziplinäre Kenntnisse aus.