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Die Autorin scheint ihr Handwerk zu verstehen: Mit Ljudmila Ulitzkaja - so konnte man immer wieder lesen - kehrt das Erzählen in die russische Literatur zurück. Sie wurde als neue Stimme bezeichnet, ihr Werk als «Erzählwunder» gepriesen. Dabei ist das, worüber sie erzählt, höchst simpel; die immer gleichen Ingredienzen ihrer Geschichten sind alltägliche Probleme von Beziehungen, von Liebe, Ehe und Familie. Der Roman «Medea und ihre Kinder» war eine Familienchronik von der Krim, «Sonetschka» ein Kabinettstück über die Ehe einer versponnenen Bibliothekarin, und auch «Ein fröhliches Begräbnis» erzählte im Grunde von einer Familie, nämlich von einer Gruppe russischer Emigranten in New York. Die konsequente Beschränkung auf das Universum des Privaten ist für Ulitzkaja Programm: «Ich beschreibe seltsame Menschen und persönliche Probleme. Zwar begreife ich die Menschen auch als gesellschaftliche Wesen, ich bin aber vor allem daran interessiert, wie es ihnen gelingt, gesellschaftlichem Druck auszuweichen», erklärte sie 1994 in einem Interview.
About the author
Ljudmila Ulitzkaja, geboren 1943 bei Jekaterinburg, wuchs in Moskau auf. Sie schreibt Drehbücher, Hörspiele, Theaterstücke und erzählende Prosa. 1996 erhielt sie in Frankreich für ihre Erzählung 'Sonetschka' den Prix Medicis, 2001 den Booker Prize Rußland und im Jahr 2014 den Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur.
Ganna-Maria Braungardt,
geboren 1956 in Crimmitschau, Studium in Woronesh, übersetzt seit 1991 aus dem Russischen, u. a. Werke von Ljudmila Ulitzkaja, Boris Akunin und Polina Daschkowa.