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Vom Fall Kopp ber den Fichen-Skandal bis zum Protest gegen die 700-Jahr-Feier der Eidgenossenschaft Ende der 1980er Jahre befand sich die Schweiz in einer nationalen Orientierungskrise. W hrend des spektakul ren Zerfalls der sozialistischen Staatssysteme in Osteuropa wurden in der Alpenrepublik heftige Auseinandersetzungen zwischen dem b rgerlich-konservativen und dem links-alternativen Lager ausgefochten. Im Vorfeld der f r 1991 anberaumten 700-Jahr-Feier der Eidgenossenschaft standen zahlreiche staatstragende Leitkonzepte auf dem Pr fstand: Um die Bedeutung der Schweizer Armee wurde ebenso gerungen wie um die Rolle progressiver Kulturschaffender oder um zeitgem e Geschichtsbilder. Zwei politische Eklats forcierten die ffentlichen Dispute: der Fall Kopp , der zum Sturz des ersten weiblichen Mitglieds der Landesregierung Elisabeth Kopp f hrte (1988 91) und der Fichen-Skandal um verfassungswidrige berwachungsmethoden der politischen Polizei (1989 90). Um die historische Bedeutung beider Deutungsk mpfe zu ergr nden, betrachtet Dorothee Liehr das Handeln der Akteure, die eingeklagten Normen und die ffentliche Resonanz. Anhand multimedialer Quellen beschreibt sie Prozesse kommunikativer Sinnstiftung im Kontext der Zeit. Damit vergegenw rtigt sie, wie politische Wirklichkeiten konstruiert werden und offenbart Risiken, aber auch Chancen politischer Skandale.