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Der Armut auf den Leib rücken - Die Professionalisierung der Sozialen Arbeit in der Schweiz (1900–1960)

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Die Soziale Arbeit leistet heute einen wichtigen Beitrag, um soziale Sicherheit zu gewährleisten. Die erfolgreiche Etablierung dieses Berufs geht in der Schweiz wesentlich auf die Pionierarbeit von Frauen zurück, die nach dem Ersten Weltkrieg Schulen für Sozialarbeiterinnen gründeten. Eine Akademisierung der Sozialen Arbeit scheiterte demgegenüber bis weit ins 20. Jahrhundert. Dieser institutionelle Rahmen der Ausbildung wirkte sich auf die Geschlechterordnung, die Wissensproduktion und die Professionalisierung der Sozialen Arbeit in der Schweiz aus.

Im ausgehenden 19. Jahrhundert setzte zunehmend Kritik an der traditionellen Armenpflege ein. Sie galt als unsystematisch und wenig effizient. Der Blick über die Schweizer Grenze zeigte Reformwege auf: Die Methoden der Armutsbekämpfung mussten wissenschaftlich entwickelt und in spezifischen Ausbildungsstätten unterrichtet werden. Die Professionalisierung der Sozialen Arbeit in der Schweiz war wesentlich von internationalen Vorbildern geprägt, wobei die 1920er und 1950er Jahre besonders intensive Phasen des transnationalen Austausches darstellten: Die Gründung des Völkerbundes wie auch die Etablierung der Vereinten Nationen verstärkten eine Internationalisierung der Sozialen Arbeit. Ausgehend von einer geschlechtergeschichtlichen und transnationalen Perspektive untersucht die Studie die Akteursgruppen, die in der Schweiz die Professionalisierung der Sozialen Arbeit vorantrieben, und zeigt ihre transnationalen Netzwerke auf. Sie nimmt die Prozesse der Wissensproduktion in den Blick und untersucht, wie die Sozialhygiene, Psychiatrie und Psychoanalyse die Soziale Arbeit prägten. Ebenso fragt sie, welche normativen Leitbilder für die Bekämpfung von Armut wegleitend waren.

List of contents

1 Einleitung

I. Teil: Die Anfänge der Professionalisierung der Sozialen Arbeit

2 Die Gründung der sozialen Frauenschulen
2.1 Die soziale Frage und die Frauenfrage
2.2 Von Zürich nach London und zurück: Die Eröffnung der ersten Kurse für soziale Hilfstätigkeit
2.3 Projekte der frühen Frauenbewegung: Die Institutionalisierung der sozialen Frauenschulen in Zürich, Genf und Luzern nach dem Ersten Weltkrieg
2.4 Frauen betreten die Bühne: Die ersten Schulleiterinnen und Schülerinnen der sozialen Frauenschulen

3 Konzepte einer Professionalisierung von Fürsorgern
3.1 Im Dienst einer 'rationellen Armenpflege': Die Gründung der Schweizerischen Armenpflegerkonferenz
3.2 Die Soziale Arbeit als Universitätsfach? Die frühen Akademisierungsversuche
3.3 Der geschlechtsspezifische Konkurrenzkampf: Die männlichen Machtansprüche

II. Teil: Die Wissensproduktion in der Sozialen Arbeit in den 1920er bis 1940er Jahren

4 Die Fürsorgeinstruktionskurse: Die Vermittlung einer modernisierten Einzelfallhilfe
4.1 'Du sollst dir ein Bild machen': Die Untersuchung der Armenfälle
4.2 Die Sicherung des physischen Existenzminimums: Die Unterstützungsmassnahmen

5 Die Armutsdiskurse der Schweizerischen Armenpflegerkonferenz
5.1 Die Pathologisierung von Armutsursachen
5.2 Die beschränkte Macht der Zahlen: Die Armenstatistiken und ihre Interpretation

6 Die Vermittlung einer Doppelqualifikation: Das Unterrichtsprogramm der sozialen Frauenschulen
6.1 'Für die Familienpflichten tüchtig machen': Die Frauenbildung
6.2 Einführung in Theorie und Praxis der Sozialen Arbeit: Die Berufsausbildung
6.3 Exkurs: Die beruflichen Tätigkeiten der ehemaligen Schülerinnen der sozialen Frauenschulen

7 Die Internationalisierung der Sozialen Arbeit in der Zwischenkriegszeit: Fulminanter Auftakt – jäher Unterbruch
7.1 Weltanschaulich neutral: Die Internationale Konferenz für Soziale Arbeit und das Internationale Komitee Sozialer Schulen
7.2 Katholischen Grundsätzen verpflichtet: Die Union catholique internationale de service social

III. Teil: Kontinuität und Wandel der Professionalisierung der Sozialen Arbeit in der Nachkriegszeit

8 Die Internationalisierung der Sozialen Arbeit nach dem Zweiten Weltkrieg
8.1 Die Wiederaufnahme internationaler Beziehungen
8.2 Die Schweizer Partizipation an den Austauschprogrammen der Vereinten Nationen

9 Zwischen begeisterter Zustimmung und kritischer Ablehnung: Die Auseinandersetzung mit den Casework-Methoden
9.1 Das Social Casework der 1940er und 1950er Jahre: Die Integration psychoanalytischer und psychotherapeutischer Ansätze
9.2 Die Integration des Social Casework in die Lehrpläne der Schulen für Sozialarbeit
9.3 Die partielle Rezeption der Casework-Methoden in der öffentlichen Fürsorge
9.4 Fürsorgebedürftigkeit und Schutz der individuellen Grundrechte

10 Weder geschlechtsspezifische noch konfessionelle Ausrichtung? Modelle der Professionalisierung der Sozialen Arbeit in der Nachkriegszeit
10.1 Von den sozialen Frauenschulen zu den Schulen für Sozialarbeit
10.2 Betreten Männer die Bühne? Schülerinnen, Schüler, Leiterinnen und Leiter der Schulen für Sozialarbeit
10.3 Eine Ausbildungsstätte für Männer? Die Berner Fürsorgerschule
10.4 Soziale Arbeit als Wissenschaftsdisziplin auf Universitätsebene

11 Schluss

About the author

Sonja Matter
ist Assistentin am historischen Institut der Universität Bern. Zu ihren Forschungsschwerpunkten zählen die Geschichte der Armut und die Frauen- und Geschlechtergeschichte.

Summary

Soziale Arbeit trägt heute massgeblich zur sozialen Sicherheit bei. Pionierarbeit hierfür leisteten in der Schweiz Frauen, die nach dem Ersten Weltkrieg Schulen für Sozialarbeiterinnen gründeten und damit wesentlich zur Etablierung dieses Berufs beitrugen. Bemühungen zur Akademisierung der Sozialen Arbeit hingegen scheiterten bis weit ins 20. Jahrhundert. Die damit vorgegebenen Rahmenbedingungen der Ausbildung wirkten sich auf die Geschlechterordnung, die Wissensproduktion und die Professionalisierung der Sozialen Arbeit in der Schweiz aus.
Im ausgehenden 19. Jahrhundert setzte zunehmend Kritik an der traditionellen Armenpflege ein. Diese galt als unsystematisch und wenig effizient. Ein Blick über die Landesgrenzen hinaus zeigte Möglichkeiten zur Reform: Die Methoden der Armutsbekämpfung mussten wissenschaftlich entwickelt und in spezifischen Ausbildungsstätten unterrichtet werden. Die Professionalisierung der Sozialen Arbeit in der Schweiz war wesentlich von internationalen Vorbildern geprägt, wobei die 1920er und 1950er Jahre besonders intensive Phasen des transnationalen Austausches darstellten. So verstärkten die Gründung des Völkerbundes wie auch die Etablierung der Vereinten Nationen eine Internationalisierung der Sozialen Arbeit.
Ausgehend von einer geschlechtergeschichtlichen und transnationalen Perspektive beleuchtet die Autorin die treibenden Kräfte der Professionalisierung der Sozialen Arbeit in der Schweiz und zeigt ihre transnationalen Netzwerke auf. Sie analysiert die Prozesse der Wissensproduktion und untersucht, wie die Sozialhygiene, Psychiatrie und Psychoanalyse die Soziale Arbeit prägten. Zudem geht sie der Frage nach, welche normativen Leitbilder für die Bekämpfung von Armut wegleitend waren.

Product details

Authors Sonja Matter
Publisher Chronos
 
Languages German
Product format Other book format
Released 31.10.2011
 
EAN 9783034010948
ISBN 978-3-0340-1094-8
No. of pages 424
Dimensions 155 mm x 225 mm x 34 mm
Weight 780 g
Subjects Social sciences, law, business > Sociology > Sociological theories

Schweiz; Geschichte, Sozialarbeit, Swissness, Geschichte: Ereignisse und Themen, auseinandersetzen

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