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Internet, politische Partizipation und Herrschaft
Die Verbreitung des Internets führt im politischen Bereich auch zu hohen Erwartungen an einen Modernisierungsschub im Sinne einer Durchsetzung demokratischer Standards: Das Internet ermögliche wegen seines netzartigen Aufbaus eine nicht-hierarchische, egalitäre Kommunikation, die nicht kontrollierbar sei und sich daher auch den üblichen Zensurmaßnahmen entzöge. Erste empirische Befunde zur demokratisierenden Wirkung des Internets führten allerdings zu einer weitreichenden Relativierung der früheren Erwartungen: Das Netz fördere nicht einfach Demokratisierungsprozesse, sondern wird auch von verschiedenen Regierungen geradezu dafür genutzt, um autoritäre Strukturen zu konsolidieren. Es zeigt sich zum einen, dass die technischen Möglichkeiten, das Netz zu kontrollieren, weit größer sind, als von den frühen Internet-Bewunderern erwartet. Zum anderen hängt das Demokratisierungspotenzial des Internets auch von den konkreten Möglichkeiten der sozialen Aneignung des Mediums ab. Das Internet trägt also in Ländern mit demokratischen Traditionen eher zu einer Verstärkung der politischen Partizipation bei, als in Ländern mit autoritären politischen Strukturen. Diees Schwerpunktheft untersucht die Ausbreitung des Internets als einen dynamischen Prozess der sozialen Aneignung.
Das JOURNAL FÜR ENTWICKLUNGSPOLITIK (JEP) ist die führende wissenschaftliche Zeitschrift für Fragen von Entwicklungstheorie und -politik in Österreich. Ihre zentrale Zielsetzung ist es, Forum für eine breite kritische Diskussion in Österreich und darüber hinaus im gesamten deutschen Sprachraum zu sein.
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Der Mattersburger Kreis ist ein Verein, dessen Mitglieder an unterschiedlichen Universitäten in Österreich tätig sind und eine Idee gemeinsam haben: Es muss mehr wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Fragen der Internationalen Entwicklung an den Unis in Österreich geben.
Schwerpunktredaktion: Wolfram Schaffar, Frederik Holst