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Albert Drachs grandiose Erzählung "Das Goggelbuch", die 1942 in Drachs prekärem Exil in Südfrankreich entstand, verknüpft einen faustischen Pakt mit dem Stoff um Don Juan. Die Erzählung spielt zur Zeit des Dichters Tirso de Molina aus Spanien, der 1630 mit seinem Drama "Der Spötter von Sevilla und der steinerne Gast" den archetypischen Wüstling seinen Gang durch die Literaturgeschichte antreten ließ. Xaver Johann Gottgetreu Goggel ist braver Diener verschiedener Herren und mordet, raubt und vergewaltigt. Die Erzählung treibt ein diabolisches Spiel mit der Tradition des "Besserungsstücks" und kann mit Recht als einer von Drachs besten Texten gelten.
About the author
Eva Schobel ist freie Literaturwissenschaftlerin und Journalistin, u. a. für "Die Presse", "SDZ" und den ORF. Regelmäßige Interviews mit Albert Drach, Aufarbeitung des Nachlasses im Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek und Mitherausgeberin der neuen Drach-Werkausgabe.
Albert Drach, 1902 als Sohn eines jüdischen Mathematikprofessors in Mödling geboren, studierte Jura und promovierte 1926. Er arbeitete als Rechtsanwalt, emigrierte 1938 über Paris nach Nizza und entging mit Mühe der Auslieferung. 1947 kehrte er in sein Elternhaus in Mödling bei Wien zurück, wo er bis zu seinem Tod 1995 lebte.
Er galt stets als außenseiterische Figur im Literaturbetrieb. Sein Roman "Das große Protokoll gegen Zwetschkenbaum" (1964), zugleich erster Band einer Werkausgabe, trug dem Autor endlich die Anerkennung ein, die ihm in den Dreißigerjahren verwehrt geblieben war. Vor allem durch seine Romane, deren Sprache das umständliche Amtsdeutsch der Kanzleien und Gerichte parodiert, gelangte er zu internationalem Ansehen. 1988, mit der Zuerkennung des Georg-Büchner-Preises nach der Veröffentlichung seines Exilberichts "Die unsentimentale Reise", setzte seine endgültige Rehabilitation in der (literarischen) Öffentlichkeit ein. 1993 erhielt er den Grillparzer-Preis.
Bernhard Fetz geboren 1963, ist Direktor des Literaturarchivs der Österreichischen Nationalbibliothek und Dozent am Institut für Germanistik der Universität Wien.
Wendelin Schmidt-Dengler (1942-2008) war Vorstand des Instituts für Germanistik der Universität Wien und Leiter des Literaturarchivs der Österreichischen Nationalbibliothek. Autor zahlreicher Veröffentlichungen zur österreichischen und deutschen Literatur in Büchern, Zeitschriften, Zeitungen und im Rundfunk. Er war Träger des "Österreichischen Staatspreises für Literaturkritik", Wissenschaftler des Jahres in Österreich 2007 und Ehrenvorsitzender der Heimito von Doderer-Gesellschaft.
Summary
Albert Drachs grandiose Erzählung „Das Goggelbuch“, die 1942 in Drachs prekärem Exil in Südfrankreich entstand, verknüpft einen faustischen Pakt mit dem Stoff um Don Juan. Die Erzählung spielt zur Zeit des Dichters Tirso de Molina aus Spanien, der 1630 mit seinem Drama „Der Spötter von Sevilla und der steinerne Gast“ den archetypischen Wüstling seinen Gang durch die Literaturgeschichte antreten ließ. Xaver Johann Gottgetreu Goggel ist braver Diener verschiedener Herren und mordet, raubt und vergewaltigt. Die Erzählung treibt ein diabolisches Spiel mit der Tradition des „Besserungsstücks“ und kann mit Recht als einer von Drachs besten Texten gelten.
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"Im blutrünstigen Zeitalter von Inquisition und Glaubenskriegen durchlebt ein skrupelloser Opportunist namens Goggel eine Reihe von Episoden, die mit einer Reise in einen Spiegel beginnen. (...) Am Ende eines furiosen Sprach-, Assoziations- und Bilderrausches speit der Spiegel Goggel 'frisch und neu wie eine unbefleckte Jungfrau' zurück in sein Zimmer." Georg Renöckl, Neue Zürcher Zeitung, 03.01.2012
"In seiner amoralischen Anarchie steht das 'Goggelbuch' in der Tradition des Schelmenromans, aber seine Pointe entwickelt er, indem er den deutschen Bildungsroman unterläuft." Hermann Wallmann, WDR3 "Passagen", 23.01.2012
"'Das Goggelbuch' ist, im Europa der Inquisition angesiedelt, der deutsche Schelmenroman in kunstvoll komprimierter und kühn überspannter Kurzfassung. (....) Reinste Wortgewalt." Daniela Strigl, Die Furche, 05.04.2012
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"Im blutrünstigen Zeitalter von Inquisition und Glaubenskriegen durchlebt ein skrupelloser Opportunist namens Goggel eine Reihe von Episoden, die mit einer Reise in einen Spiegel beginnen. (...) Am Ende eines furiosen Sprach-, Assoziations- und Bilderrausches speit der Spiegel Goggel 'frisch und neu wie eine unbefleckte Jungfrau' zurück in sein Zimmer." Georg Renöckl, Neue Zürcher Zeitung, 03.01.2012 "In seiner amoralischen Anarchie steht das 'Goggelbuch' in der Tradition des Schelmenromans, aber seine Pointe entwickelt er, indem er den deutschen Bildungsroman unterläuft." Hermann Wallmann, WDR3 "Passagen", 23.01.2012 "'Das Goggelbuch' ist, im Europa der Inquisition angesiedelt, der deutsche Schelmenroman in kunstvoll komprimierter und kühn überspannter Kurzfassung. (....) Reinste Wortgewalt." Daniela Strigl, Die Furche, 05.04.2012