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Besatzung, Bürgerkrieg und Revolution sind Ereignisse, die Gesellschaften besonders nachhaltig mental, politisch und sozial spalten. Dementsprechend schwierig ist auch ihre Verarbeitung. Aus der Fülle der relevanten Aspekte wird hier jener des Vergangenheitsdiskurses untersucht: Gilt das antike Gebot des Verschweigens und Vergebens oder wurde von der Vergangenheit gesprochen? Gibt es dabei bezeichnende Unterschiede zwischen unterschiedlichen Gruppen der Gesellschaft? Inwiefern trägt die Art dieser Auseinandersetzung, also die spezifische Erinnerungskultur, zur inneren Aussöhnung oder aber zur andauernden Spaltung der Gesellschaft bei? Schließlich wird die kurzfristige Vergegenwärtigung des Vergangenen von jener mit größerem historischen Abstand zu den Ereignissen unterschieden und damit die Beharrung oder der Wandel unterschiedlicher Erinnerungskulturen analysiert. Die Fallbeispiele stammen aus verschiedenen historischen Epochen vom ausgehenden 15. Jahrhundert bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts; sie berücksichtigen neben West- und Mitteleuropa auch den östlichen Teil des Kontinents und verdeutlichen damit die räumlich-zeitlich-kulturelle Kontextabhängigkeit von Vergangenheitsdiskursen. Dabei erweist sich, dass Vergeben und Vergessen spätestens seit 1789 nicht mehr funktionieren: In modernen pluralistischeren Gesellschaften lässt sich Erinnerung allenfalls noch vorübergehend steuern. Letztlich bleibt die ebenso schwierige wie belastende und nie gänzlich befriedigende Gratwanderung zwischen notwendigem Erinnern und legitimem Vergessen unvermeidlich.
List of contents
1;INHALT;6
2;EINLEITUNG;8
3;L HISTOIRE ET LA MÉMOIRE;18
3.1;L importance des discours sur le passé ;18
4;PARDONNER ET OUBLIER APRÈS LA GUERRE DE CENT ANS;28
4.1;Le rôle des lettres d abolition de la chancellerie royale française;28
5;MÉMOIRES DU CONFLIT, MÉMOIRES CONFLICTUELLES AU LENDEMAIN DE LA GUERRE DE TRENTE ANS;58
6;MÉMOIRE INSCRITE, OUBLI PRESCRIT;74
6.1;La fin des troubles de religion en France;74
6.2;Éterniser les mémoires;75
6.3;Pardon, amnistie et oubli;87
7;LA RESTAURATION ANGLAISE COMME PAIX DE RELIGION, 1660 1688;94
7.1;Concorde ecclésiastique et confessionnalisation;95
7.2;L oubli et le pardon;97
7.3;La tolérance contre l indulgence;107
7.4;Le temps des usurpations;109
8;VERGANGENHEIT IM WIDERSTREIT;112
8.1;Die Restauration 1814/15 1830;112
9;DIE RESTAURATION IN ITALIEN;126
10;MÉMOIRE COURTE OU REPENTANCE D ÉTAT?;142
10.1;Fonctions politiques du souvenir de la Seconde Guerre mondiale dans la France d après 1945;142
11;VERGANGENHEITSDISKURSE IN SPANIEN ZWISCHEN VERDRÄNGUNG UND POLARISIERUNG;154
11.1;Franco-Regime und Erinnerungspolitik;156
11.2;Die Verdrängung der Geschichtserinnerung;158
11.3;Zwischen Erinnern und Vergessen: Das Spanien der Republik;163
11.4;Zur Repolitisierung der Vergangenheit in der Regierungszeit der Konservativen;164
11.5;Die Mobilisierung kollektiver Erinnerung um die Jahrtausendwende;167
11.6;Die Polemik um das Memoria-Gesetz;170
11.7;Ausblick;173
12;CONCLUSION;176
12.1;L oubli;177
12.2;L historien et la mémoire;178
13;NAMENSREGISTER;180
14;ORTS- UND SACHREGISTER;183
15;AUTORINNEN UND AUTOREN;189
About the author
Dr. Werner Paravicini, geboren 1942 in Berlin, Studium der Geschichte und Romanistik, Promotion 1970, Habilitation 1982, lehrte von 1984 bis 1993 in Kiel und leitet seit Oktober 1993 das Deutsche Historische Institut Paris.
Report
"Wer sich mit Erinnerung als politischem Werkzeug und sozialer Praxis auseinandersetzt, dem sei dieser Band ausdrücklich empfohlen." Torsten Riotte, sehepunkte 10 (2010)