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"Unter der Rubrik VERMISCHTES stand in der Sonntagsausgabe der Kärntner Volkszeitung folgendes: In der Nacht zum Samstag verübte eine einundfünfzigjährige Hausfrau aus A. (Gemeinde G.) Selbstmord durch Hinnehmen einer Überdosis von Schlaftabletten." Die Rekonstruktion des Lebens dieser einundfünfzigjährigen Hausfrau unternimmt in diesem erstmals 1972 erschienenen Werk der Erzähler-Sohn Peter Handke. Aufgewachsen unter Menschen, die "selten wunschlos (sind) und irgendwie glücklich, meistens wunschlos und ein bißchen unglücklich", versucht die Mutter, Wünsche zu entfalten und dem vorherbestimmten Unglück zu entgehen: sie verläßt Kärnten und arbeitet im Schwarzwald, sie geht eine Beziehung zu einem Parteigenossen ein, heiratet dann einen Unteroffizier der deutschen Wehrmacht, siedelt nach Berlin über und kehrt doch wieder in ihr Heimatdorf zurück. Diese Aufzählung einiger Stationen des Lebensweges der Mutter zeigt bereits, daß sich der Wunsch nach Glück nicht erfüllt.
About the author
Peter Handke, geboren am 6. Dezember 1942 in Griffen (Kärnten), Sohn einer zur slowenischen Minderheit in Österreich gehörenden Mutter und einem deutschen Vater, besuchte zwischen 1954 und 1959 das Gymnasium in Tanzenberg und das dazugehörige Internat. Nach dem Abitur im Jahr 1961 studierte er in Graz Jura. Im März 1966, Peter Handke hat sein Studium vor der letzten und abschließenden Prüfung abgebrochen, erscheint sein erster Roman, im selben Jahr erfolgt die Inszenierung seines inzwischen legendären Theaterstücks "Publikumsbeschimpfung" in Frankfurt in der Regie von Claus Peymann. Seitdem hat er zahlreiche Erzählungen und Prosawerke verfasst. Darüber hinaus hat Peter Handke viele Prosawerke und Stücke von Schriftsteller-Kollegen ins Deutsche übertragen. Sein Werk wurde mit vielen internationalen Preisen geehrt, u. a. 2014 mit dem "Ibsen Award", 2015 mit dem "Else-Lasker-Schüler-Dramatikerpreis" und 2016 mit dem "Würth-Preis für Europäische Literatur".