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"Ein Essay über Projekte" von Daniel Defoe (1697) ist ein Grundlagentext zum Projektdenken der Moderne. Darin vorgelegte Reformvorschläge dieses frühen "citizen of the modern world" haben von den Ansätzen her verblüffende, globale Fragestellungen betreffende Aktualität: Neuregelung des Bank-, Börsen- und Versicherungswesen, des Konkursrechts, Bekämpfung von Steuerhinterziehung, offensive Ausbildungsangebote für Frauen, Mindestunterhalt für Arme. Vieles davon liest sich wie eine Vorwegnahme oder Persiflage geläufiger Politikkonzepte, Weltbankprogramme oder Consultant-Gutachten. Diese ausführlich kommentierte Neuausgabe des auf Deutsch seit langem vergriffenen Textes ermöglicht es, aktuelle Debatten zur laufenden "Gegenreformation" mit Anfangsphasen reformerischer Pragmatik in Bezug zu setzen. Nachforschungen zur Verwendung des Begriffs "Projekt" erhellen dessen, weit über administratives Projektmanagement hinausweisende Dimensionen.
About the author
Daniel Defoe, 1660-1731, wurde in London als Sohn eines Fleischers geboren. Defoe hatte ursprünglich puritanischer Geistlicher werden sollen, entschied sich dann aber für die kaufmännische Laufbahn, wo er allerdings bald scheiterte. Er versuchte sich in mehreren Berufen. Aus dem Wunsch heraus, die praktischen Lebensbedingungen seiner Landsleute zu verbessern, gab er nacheinander mehrere Zeitschriften heraus und verfasste zahlreiche zum Teil satirische Artikel. Ein heftiger Angriff gegen die religiöse Unduldsamkeit der anglikanischen Kirche brachte ihn sogar an den Pranger, wo ihm das Volk jedoch begeistert zujubelte. Nach einem Gefängnisaufenthalt änderte er seinen ursprünglichen Namen (Daniel Foe) in Defoe. Er starb am 26.4.1731 in London.
Christian Reder, Sozial- und Strukturforscher. Berater für Entwicklungsprojekte. Ordinarius für Kunst- und Wissenstransfer an der Universität für angewandte Kunst Wien. Zahlreiche Publikationen, u.a. Transfer Projekt Damaskus, 2003. Springer Wien New York.