Read more
Die vorliegende Arbeit zur Gleichschaltung und Manipulation der Presse im Dritten Reich verdient unter verschiedenen Aspekten Beachtung. Sie leistet einen Beitrag zu der historisch-politischen Diskussion, die noch vier Jahrzehnte nach dem Zusammenbruch der ersten deutschen Repu blik unvermindert fortdauert, so viele und wichtige Untersuchungen und Darstellungen inzwischen, nicht zuletzt zum Thema Publizistik und NS Regime, erschienen sind. Es handelt sich um einen zentralen Bereich des Machtergreifungs- und Konsolidierungsprozesses, iiber den das na tionalsozialistische Herrschaftssystem so unerwartet rasch und total in Deutschland durchgesetzt wurde. Die Analyse der ausgedehnten Litera tur und des teilweise unveroffentlichten Materials HUH erkennen, welche strukturellen Voraussetzungen lind konkreten Eingriffe jene Gleichschal tung ermoglichten. Dabei tritt eine bemerkenswerte Kontinuitat im Uber gang von der Republik zur Diktatur hervor, die auch fUr andere politische und gesellschaftliche Bereiche der natio'nalsozialistischen Machtbefesti gung bezeichnend erscheint. Man mag kritisch bemerken, daB dabei die revolutionaren Komponenten im pseudolegal verhiillten ProzeB der Machtergreifung unterschatzt wer de: Folge eines zu engen Revolutionsbegriffs. Doch eroffnet die Hervor hebung des Moments der Kontinuitat zugleich instruktive Einblicke in den Charakter und die Funktion eines Pressewesens, dessen rasch erreichte Lenkbarkeit die Folge einer weitgehenden Selbstgleichschaltung wa- darin typisch fUr die geistige Kapitulation in Deutschland 1933/34. Die iiberwaltigende Rolle, die dabei Druck und Gewalt, Kampfideologie und VerfUhrung, freilich auch Opportunismus, gespielt haben, ist nicht zu iibersehen.
List of contents
I. Anmerkungen zum Selbstverständnis und zur Methode.- II. Aspekte der Totalitarismusforschung.- 1. Entstehungsgeschichte eines Begriffs.- 2. Der inhaltliche Totalitarismusbegriff.- 3. Die Verschränkung von Presse und Öffentlichkeit.- 4. Gleichgeschaltete Öffentlichkeit als soziale Kontrolle.- 5. Mögliche Ziele gleichgeschalteter Öffentlichkeit.- III. Vorstufen der Presse-Gleichschaltung.- 1. Presse und Staat vor dem 30. Januar 1933.- 2. Ansätze zum Umbau im Pressewesen.- 3. Presse und nationalsozialistische Taktik.- 4. Zum Beispiel der "Vorwärts".- 5. Zeitungsverbote und ihre Folgen.- IV. Gesetzliche Maßnahmen zur Presse-Gleichschaltung.- 1. Notverordnungen und Ermächtigungsgesetz.- 2. Schaffung des Propagandaministeriums.- 3. Kulturkammer- und Schriftleitergesetz.- 4. Die Amann-Verordnungen.- V. Elemente des nationalsozialistischen Kommunikationssystems.- 1. Die Ambivalenz der Information.- 2. Die Rolle des Journalisten.- 3. Zeitung - Instrumentalfunktion eines Massenmediums.- 4. Der Leser - ein manipuliertes Objekt.- 5. Auch ein Kriterium: die Sprache.- VI. Charakter und Funktion einer dirigierten Offentlichkeit.- Anmerkungen.