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Aus dem Exil zurückgekehrte Emigranten haben beim Wiederaufbau des westdeutschen Musiklebens eine weit größere Rolle gespielt als bislang angenommen. In dieser Monografie wird die Bedeutung der Frage nach Exil und Rückkehr für die westdeutsche Musikkultur der Nachkriegszeit erstmals auf einer breiten Quellenbasis untersucht.
Das Erkenntnisinteresse richtet sich dabei in erster Linie darauf, die vieldimensionalen Kommunikations- und Handlungsräume, in denen die Entscheidungen für oder gegen eine Rückkehr getroffen wurden, zu beschreiben. Auf dieser Grundlage wird nach der vergangenheitspolitischen wie kulturellen Tragweite der Rückkehrvorgänge gefragt sowie nach der Wirkung, die von den zurückgekehrten Musikschaffenden ausging. Durch die Auswertung und Kontextualisierung vieler Einzelgeschichten werden auf diese Weise für den Bereich der Musikkultur die so oft ins Feld geführten Brüche und Kontinuitäten der Nachkriegszeit in ihrer Widersprüchlichkeit ebenso wie in ihrer bis in die heutige Zeit reichenden Wirkungsmächtigkeit erkennbar und darstellbar gemacht.
List of contents
Einleitung
I Politisch unverdächtig? Musik im westdeutschen Wiederaufbau
II "Fühlungnahme". Zur Diskurs- und Vorgeschichte der Rückkehr
- 1. Zwischen Projektion und Abwehr. Die Dagebliebenen und ihre Sicht auf die Rückkehr emigrierter Musikschaffender
- 2. "He wanted to go back to his künstlerisches life." Rückkehrentscheidungen und Rückkehrwege am Beispiel der Remigration von Richard Engelbrecht
- 3. "Ich muss, wenn ich zum ersten Mal nach Deutschland komme, berechnend sein." Inszenierung und Vermittlung der Rückkehr durch Erste Konzerte, Erste Werke und Erste Texte
- 3.1 "Grauer Import ohne Rollenzuweisung"? Alphons Silbermanns Erste Texte und die deutsche Musikwissenschaft
- 4. Jenseits des "Beschweigens". Rückkehr und die westdeutsche Medienöffentlichkeit
- 4.1 "Der Fall Paul Abraham" - Rückkehr als Thema der Boulevardpresse
III "In der Remigration". Zur Wirkungsgeschichte der Rückkehr
- 1. In den Institutionen
- 1.1 Bewahrer der Tradition oder Träger der Modernisierung? Rückkehrer aus dem Exil und die Institutionen der
professionellen Musikausbildung in Westdeutschland (unter besonderer Berücksichtigung der Musikhochschule Köln)
- 1.2 Dauergäste - Rückkehrer und die Musikprogramme der Rundfunksender in Westdeutschland nach 1945 (unter besonderer Berücksichtigung des [N]WDR in Köln)
- 2. Auf dem Tandem. Allianzen von Rückkehrern und Dagebliebenen
- 2.1 "Völlig unsinnig aber ist es, sich durch den Nazi um irgendein Kulturerbe betrügen zu lassen." Rückkehrer und das "neue Bayreuth"
- 2.2 "... wo man dann die Vergangenheit begräbt und die Sache sieht und in der Sache miteinander kooperiert." Rückkehrer und die Jugendmusikbewegung in Westdeutschland nach 1945
- 3. Parallelwelten. Rückkehrer außerhalb der großen Institutionen des westdeutschen Musiklebens
- 3.1 "Winning the Hearts and Souls of the German people". Samuel Adler und das Seventh Army Symphony Orchestra
- 3.2. "... meine Tätigkeit, die ich der eines Missionars gleichsetze". Richard Engelbrecht als Gründer der internationalen Musikwochen in Weikersheim
- 3.3 Rückkehr an einen exterritorialen Ort - Hans Oppenheim und Schloss Elmau
- 4. Rückkehr und Region
- 4.1 Unerwünschter Vermittler - Eric-Paul Stekel und das Musikleben im "Emigrantenstaat" Saarland
IV Zusammenfassung und Ausblick
Anhang
- Abkürzungen
- Kurzbiografien
- Quellenverzeichnis
- Literaturverzeichnis
- Abbildungsnachweis
- Danksagung
- Register
About the author
Dr. phil. Dietmar Schenk, Leiter des Archivs der Universität der Künste Berlin, das er in seiner heutigen Form aufbaute. Studium der Geschichte, Philosophie und Mathematik in Hamburg und Münster/Westf., wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Gießen, Archivreferendar am Hauptstaatsarchiv Düsseldorf (mit Besuch der Archivschule Marburg). Arbeitsschwerpunkte auf dem Gebiet der Kulturgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts sowie der Archivtheorie und Archivgeschichte.
Thomas Schipperges ist Professor für Musikwissenschaft an der Hochschule "Felix Mendelssohn Bartholdy" Leipzig.
Dörte Schmidt studierte Schulmusik, Musikwissenschaft, Germanisitik, Philosophie in Hannover, Berlin und Freiburg. Seit 2000 ist sie Professorin für Musikwissenschaft an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, Stuttgart.
Report
"Mit seinem Buch hat Matthias Pasdzierny Maßstäbe gesetzt für musikhistorische Forschungen, die soziologische, mentalitätsgeschichtliche und biographische Aspekte miteinander verbinden. Es gehört meines Erachtens in jede musikwissenschaftliche und zeitgeschichtliche Bibliothek."
Peter Petersen, in: Die Musikforschung, Nr. 3 / 2016
"Mit Fug und Recht kann der Autor der 'Wiederaufnahme?' für sich in Anspruch nehmen, dass bisher noch keiner so tief geschürft hat wie er. Entstanden ist eine Publikation, auf die wir schon lange gewartet haben."
Ingeborg Allihn, in: Forum Musikbibliothek, Nr. 36.3 / 2015
"Pasdzierny hat hier ein Standardwerk vorgelegt, an dem künftig für jeden an diesem Themenumfeld Interessierten kein Weg vorbeiführt."
Dorothea Hofmann, info-netz-musik.net, 11. Dezember 2014