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Es ist wenig bekannt, daß Marcel Duchamp sein einziges Buch dem Schachspiel widmete, das er der Kunst als artverwandt empfand: "An der Oberfläche ähnelt eine Schachpartie stark einer Federzeichnung, mit dem Unterschied jedoch, daß der Schachspieler mit bereits bestehenden schwarzen und weißen Formen zeichnet, statt wie der Künstler diese Formen zu erfinden." Seit den frühen 20er Jahren löste bei Duchamp das Interesse für das Schachspiel offensichtlich das für die Kunst ab, und kaum ein Interpret hat versäumt, auf die Bedeutung des Spiels für sein Werk hinzuweisen, für viele ist es sogar einer der Schlüssel zum Verständnis des künstlerischen Werkes von Duchamp. Opposition und Schwesterfelder sind versöhnt enthält die Analysen Duchamps mit Vitali Halberstadt zur Theorie seltener Bauernendspiele. Hierbei sind nur noch Könige und Bauern auf dem Brett verblieben, Gewinn oder Remis sind nur dann möglich, wenn die Könige in "virtuelle Opposition" treten, d.h. sich gegenüberstehen, was sich voraussehen und systematisieren läßt. Die Bedeutung fernliegender Oppositionen wurde dementsprechend seit dem 19. Jahrhundert immer wieder untersucht, um eine mathematische Grundlage zu gewinnen, aber selbst im Zeitalter des Computers ist dies wegen der Komplexität des Verfahrens bisher nicht endgültig geglückt.
About the author
Marcel Duchamp, geboren 1887 in der Normandie, gestorben 1968 in Neuilly. In den Jahren 1923-1935 gehörte er zu den hundert besten Schachspielern der Welt und war zeitweise einer der stärksten Spieler Frankreichs, das er auf verschiedenen Olympiaden als Nationalspieler vertrat.
Report
"Duchamp würde uns wahrscheinlich auslachen, könnte er unsere hilflosen Versuche sehen, seine Partie nachzuspielen." Ronda R. Shearer "Ein dadaistischer Gedichtband und die ganz große Literaturempfehlung." Style & The Family Tunes "Ein Buch für den Endspielexperten." Main-Echo