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Yom Verfasser einer soziologischen Analyse sozialer Bewegungen, die lange lediglich universitatsintern kursierte und erst mit einem zeitlichen Verzug von tiber fiinf Jahren als Veroffentlichung allgemein zuganglich wird, wird man eine Auskunft erwarten, warum diese Publikation erst jetzt und warum sie jetzt noch stattfindet. Diese Fragen stellen sich urn so drangender, als das zuriickliegende halbe Jahrzehnt weltweit und weithin unerwartet tiefgreifende gesellschaftliche Veranderungen, ja Umbriiche in epochalen Dimensionen erfahren hat: den Zusammenbruch der staatssozialistischen Gesellschaften, die Vereinigung der beiden ehedem unterschiedlichen Blocken zugehorenden Teile DeutscWands, die Auflosung der Sowjetunion und das Ende eines bipolar zentrierten Weltbilds. Bei aller Diskontinuitat bleibt zugleich die innergesellschaftliche Dynamik der Moderne ungebrochen und gewinnt weiter an Tempo. Die rasche Globa lisierung des Austauschs von Waren, Dienstleistungen und Informationen und die anhaltende Autonomisierung gesellschaftlicher Subsysteme stellen nach 1 haltiger denn je alte Grenzen und traditionelle Orientierungen in Frage. Sie losen bestehende Solidaritaten auf und rnanifestieren sich in weitreichenden gesellschaftlichen Veranderungen, die dem einzelnen immer weitere Bereiche seiner Biographie entscheidungszuganglich machen, die zugrunde liegende 2 Dynamik aber selbst der Entscheidung entziehen. Ineins damit hat die Vgl. dazu die Analysen und Einschlitzungen, die der 13. WeltkongreB fur Soziologie 1994 in Bielefeld unter dem Leitthema "Contested Boundaries and Shifting Solidari ties" erarbeitet hat. 2 V gl. dazu exemparisch BecklBeck-Gemsheim 1994. 9 moderne Gesellschaft Vorstellungen von ihrer planmaBigen Steuerbarkeit sukzessive aufgegeben und das Vertrauen in die Richtigkeit ihrer Selbst 3 beschreibungen zunehmend verloren.
List of contents
1: Die Einheit sozialer Bewegungen - Ein Forschungsbericht.- 1.1 Die klassische Tradition.- 1.2 Der Ressourcenmobilisierungsansatz.- 1.3 Handlungstheoretische Ansätze.- 1.4 Closure Type Analysis: Konturen eines systemtheoretischen Paradigmenwechsels.- 2: Die Geschlossenheit sozialer Bewegungen.- 2.1 Umstellungen in der Systemtheorie: vom Ganzen und seiner Teile zur Autopoiesis.- 2.2 Herkömmliche Mobilisierungstheorien.- 2.3 Aspekte des Mobilisierungsbegriffs in kommunikationstheoretischer Perspektive.- 2.4 Die Autopoiesis der Mobilisierung: Selbstbindung.- 2.5 Die rekursive Schließung der Mobilisierungsoperation durch Selbstreferenz.- 2.6 Kollektives Handeln.- 2.7 Konturen eines Begriffs autopoietischer Mobilisierung.- 3: Die Umwelt sozialer Bewegungen.- 3.1 Das System/Umwelt-Verhältnis und der Mensch als Umwelt sozialer Systeme.- 3.2 Soziale Bewegungen und Organisation: Einheit oder Differenz.- 3.3 Struktur und Bindung.- 3.4 Commitment und Bindung.- 3.5 Lösungsmechanismen und die Bildung von Commitment in sozialen Bewegungen.- 3.6 Commitment qua Identitätsstiftung?.- 3.7 Die Autopoiesis des psychischen Systems.- 3.8 Grundzüge des handlungstheoretischen Identitätskonzepts.- 3.9 Identität in der Theorie autopoietischer Systeme.- 3.10 Soziale Bewegungen und Identität.- 3.11 Mobilisierung und Identität.- 3.12 Interpenetration - Aspekte analytischer Dekomposition und begrifflicher Rekombination.- 4: Soziale Bewegung als Form gesellschaftlicher Selbstbeobachtung.- 4.1 Mobilisierung und Beobachtung.- 4.2 Beobachtungsschemata sozialer Bewegungen.- 4.3 Exkurs: Die Beobachtungen des sicherheitspolitischen Funktionssystems und ihre Beobachtung durch die Friedensbewegung.- 4.4 Die Risikogesellschaft.- 4.5 Sehen, daß man nicht sieht.- Literatur.
About the author
Heinrich W. Ahlemeyer unterstützt als Berater komplexe Veränderungsprozesse in Unternehmen. Er ist Organisationssoziologe und Geschäftsführer der Unternehmensberatung Sistema Consulting in Münster/Westfalen.