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Friedrich Engels hat, um den revolutionär neuen Theorieansatz von Marx zu charakterisieren, 1888 das halbwahre Wort geprägt, dieser habe "Hegel vom Kopf auf die Füße gestellt". Fast möchte man meinen, als sei diese Behauptung philosophisch nie ernsthaft befragt worden. Sahra Wagenknecht hat sich in einer grundlegenden Studie zur Hegelrezeption beim jungen Marx nun damit auseinandergesetzt und kommt zu ebenso überraschenden wie weitreichenden Ergebnissen. Man wird erstaunt feststellen, wie substantiell reich - logisch und historisch - Hegel argumentiert, der gegenüber Marx hier als der eigentliche Materialist erscheint, und wie stark idealistisch geprägt die Kritik des jungen Marx an ihm ausfällt; aber auch, dass sich diese Marxsche Kritik in Wahrheit weit weniger gegen Hegel selbst als gegen das idealistische Zerrbild richtet, das die Junghegelianer im Anschluss an Feuerbach von ihm errichtet haben. Schließlich räumt Wagenknecht ganz nebenher mit der infantilen Vergötzung der Marxschen Frühschriften auf, die über Jahrzehnte das Denken missleiteter Linker im Westen wie insgeheim dissidierender Gesellschaftswissenschaftler im Osten Deutschlands bestimmte. In den 90ern kaum beachtet, gibt Wagenknecht mit ihrer Magisterarbeit sehr weiträumig die Linie einer politisch eingreifenden Philosophie im Anschluss an einen Marx vor, der sich Hegel dann hart erarbeitet, anverwandelt und ihn aufgehoben hat. Der praktisch-politische wie epistemologische Wert dieser nur auf den ersten Blick rein akademischen Publikation insbesondere für eine theoretisch chronisch unterbelichtete LINKE ist gar nicht zu überschätzen.
About the author
Sahra Wagenknecht, geboren 1969 in Jena, Politikerin, Buchautorin und Anhängerin eines undogmatischen Marxismus. Seit Oktober 2009 ist sie Abgeordnete des Deutschen Bundestages und wirtschaftspolitische Sprecherin ihrer Fraktion. Im Herbst 2012 promovierte sie mit dem Thema: "Die Grenzen der Auswahl. Sparentscheidungen und Grundbedürfnisse in entwickelten Ländern".