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Von Alphons Silbermann Ober die Jahrtausende hinweg, von der Stammesgesellschaft anwärts bis zu unseren Tagen wird es im allgemeinen als eine Selbstverständlichkeit angesehen, daß die Künste in dieser oder jener Form der Gesellschaft Dienste erweisen. Gleich ob diese Dienste darin bestehen, das Leben zu verschönern, Prestige zu verleihen, kritisch die Welt zu durchleuchten, Aufklärung zu vermitteln, Werte zu etablieren oder Existenz zu negieren - stets wird ihnen eine Funktion zuerteilt, selbst wenn von gewissen künstlerischen Schöpfungen behauptet wird, deren Funktionslosigkeit stelle ihre Funktion dar 1. Und eben weil dem so ist, d. h. eben weil den Künsten die Rolle eines dem Individuum oder dem Kollektiv dienenden Pendants zuerteilt ist, besteht jenes ordnende Recht, genannt Bewertung. Dementsprechend wandte sich die Philosophie, ihrer kritisch reflektierenden Aufgabe entsprechend, seit Beginn ihrer Geschichte Wertprüfungen zu und etablierte eine Rangordnung von Wert klassen, die von Lustwerten über Dienstwerte bis zu Sclbstwerten reicht 2. Diese "klassische" Tradition der Philosophie bei der Bewertung von Kunst und Kunst werken blieb beherrschend bis in die Jahre des Ersten Weltkrieges. Erst danach, zwischen 1920 und 1930, als Folge des Vordringens der Bedeutung der Behavioral Sciences (Disziplinen wie Anthropologie, Psychologie und Soziologie) verlagerte sich das Interesse von der philosophischen Studie der Werte auf eine deskriptive, d. h. nicht-philosophische Untersuchung derselben: die wissenschaftliche Forschung be gann, sich direkt mit dem menschlichen Verhalten zu befassen.
List of contents
Inhaltsübersicht.- I. Teil: Literatur.- Die kollektivierten Einzelgänger. Zur kulturellen Situation des Schriftstellers in der heutigen Gesellschaft.- Von den Wirkungen der Literatur als Massenkommunikationsmittel.- Zur beruflichen Situation von Autoren. Aus den Ergebnissen der Autoren-Enquete.- II. Teil: Musik.- Ein Ende der System-Ästhetiken? Zum Widerspiegelungsmodell der Musik in Lukács' "Ästhetik".- Über soziale und musikalische Eigenschaften: Aspekte der Statusdimensionen kreativer Musiker.- Der Markt für musikalische Kompositionen. Vom Beruf des Komponisten. Anregungen und Thesen für eine Neuordnung.- III. Teil: Bildende Kunst.- Soziologie der Bildenden Kunst. Forschungsstand und Forschungsperspektiven.- Die Isolation ist Dein Aug' und Dein Schatten. Ein Künstler über den Künstler.- Die kulturelle Stellung des Malers in der Gesellschaft. Überlegungen zum kulturellen Beitrag, den der Maler für die Gesellschaft leisten kann oder könnte, was er dazu von der Gesellschaft benötigt und welche Anforderungen die Gesellschaft an ihn stellt.- Zur ökonomischen Lage der bildenden Künstler in der BRD.- Zu Fragen des Geschmacks in der Rezeption bildender Kunst der Gegenwart.- IV. Teil: Theater und Film.- Drei Perspektiven zum Theater: Marketing, Interaktion, Sozialer Wandel.- Zur sozialen Lage der Theaterschaffenden in der Bundesrepublik Deutschland.- Die kulturelle und soziale Bedeutung des Films in der Gesellschaft.- V. Teil: Empirische Überlegungen.- Zum Berufsbild der Kulturberufe. Vorergebnisse der Künstler-Enquete.- Zur Wesentlichkeit der Beziehung zwischen Künstler und Gesellschaft.- Das Selbstbewußtsein des Künstlers zwischen Tradition und Innovation.
About the author
René König (1906-1992) war ein international renommierter Soziologe und Anthropologe und einer der Wiederbegründer der Soziologie in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Er war Professor für Soziologie und tätig an der Universität zu Köln.
