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Die Bestattungskultur hat sich unverkennbar pluralisiert. Der Friedhof verliert seine Monopolstellung. In ungewisser Zeit sind Menschen auf der Suche nach Sinn und Trost. Sie suchen nach neuen Orten der Bestattung und persönlichen Formen der Trauerfeier. Auch in kirchlichen Trauerfeiern soll das 'Lieblingslied' der Verstorbenen erklingen. Der aktiven Mitwirkung der Trauernden und ihrer Mitarbeit im Trauerprozess kommt eine wachsende Bedeutung zu. Gott kann nicht einfach 'verkündigt' werden, sondern muss gemeinsam mit den Trauernden in 'tastender Gewissheit' gesucht werden.
Lutz Friedrichs stellt verschiedene Modelle vor, die zu einer seelsorglich-diakonischen Praxis anregen: Sie wenden sich mit kritischem Einfühlungsvermögen je dem Einzelnen zu und suchen vor dem Hintergrund der eigenen Tradition nach ansprechenden Formen für Gottesdienst und Predigt. Die Gottesdienstmodelle reichen von der 'Urnenbestattung in einem Friedwald' über 'Sozialbestattungen mit Friedhofsmitarbeitenden' bis hin zu 'Heiligabend auf dem Friedhof'. Die verschiedenen Predigten spiegeln die gemeinsame Grundhaltung, sich von den Toten 'belehren' zu lassen, wie es Hilde Domin feinsinnig formuliert: Sie wissen um das Geheimnis eines jeden Menschen und wie schwer es ist, dafür im Angesicht des Todes Sprache zu finden.
About the author
Lutz Friedrichs, Dr. theol., Jahrgang 1963, studierte evangelischen Theologie in Göttingen und Basel. 1997 schloss er seine Doktorarbeit »Autobiographie und Religion der Spätmoderne« am Beispiel von Wolfgang Koeppen und Peter Handke ab. Er ist Pfarrer der Evangelischen Kirche von Kurhessen- Waldeck und seit 2001 Leiter der Arbeitsstelle Gottesdienst der EKD und seit 2006 Privatdozent für Praktische Theologie an der Wilhelms-Universität in Münster. Seine Arbeitsschwerpunkte sind die gegenwärtige Gottesdienstkultur sowie Kasualien und Dialog zwischen Theologie und Literatur.