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Johannes Grützke (1937 - 2017) ist trotz seiner zahlreichen Auszeichnungen und seiner Präsenz in wichtigen Sammlungen wie der Staatlichen Kunstsammlung Dresden, Nationalgalerie Berlin, dem Kunstmuseum Basel oder dem Centre Pompidou in Paris ein Geheimtipp - der gerade von der breiten Öffentlichkeit entdeckt wird. Mit dem ersten umfassenden Überblick über sein bildnerisches sowie literarisch-performatives Werk im GNM Nürnberg zieht er große Aufmerksamkeit auf sich.
Johannes Grützke malte figurativ - Historienbilder, Porträts, Selbstporträts. Für seine Selbstbildnisse schlüpfte er in verschiedene Rollen und nutzte sein Gesicht als Projektionsfläche für extreme Botschaften. Mit seinem anarchischen Witz belebte er auch Bildgattungen wie die Klassik wieder, die seit Langem als überholt gilt. So stellte er in seinem 32 Meter langen »Zug der Volksvertreter« im Untergeschoss der Paulskirche in Frankfurt nicht die Spitzen der Gesellschaft dar, sondern zeigt ein breites Panorama der unteren Schichten, ein beeindruckendes Sammelporträt des deutschen Volks.
About the author
Johannes Grützke, geb. 1937, studierte bis 1964 an der Hochschule für Bildende Künste, Berlin. 1973 gründete er gemeinsam mit Manfred Bluth, Matthias Koeppel und Karlheinz Ziegler die 'Schule der neuen Prächtigkeit'. Grützke erhielt zahlreiche Auszeichnungen und wurde 1987 beauftragt, für die Paulskirche ein Wandbild zu erstellen. Das monumentale, 32 m lange Rundbild heißt 'Der Zug der Volksvertreter' und wurde 1991 der Öffentlichkeit vorgestellt. Ende der 80er Jahre entwarf Grützke zahlreiche Bühnenbilder für Inszenierungen Peter Zadeks in Berlin, Hamburg und Wien. Johannes Grützke ist Professor an der Nürnberger Kunstakademie. Er lebt und arbeitet in Berlin und Nürnberg.
Eduard Beaucamp wurde 1937 in Aachen geboren. Nach einer Verlagslehre studierte er Kunstgeschichte und Philosophie in Freiburg, Munchen und Bonn, wo er 1966 mit einer Studie über Wilhelm Raabe promovierte. Von 1966 bis 2002 war er Feuilleton-Redakteur und Kunstkritiker der FAZ.
Report
"Maler, Schauspieler, Autor, Musikgaukler: Kaum ein deutscher Künstler hat ein vielfältigeres uvre geschaffen als der Berliner Johannes Grützke. Jahrzehntelang von der Avantgarde-Kritik geschmäht, zeigt das Germanische Nationalmuseum nun eine Retrospektive voller grenzüberschreitender Kreativität." Süddeutsche Zeitung