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Seoul 1986: Nach der bloßen Erwähnung des Wortes Demonstrativpronomen (ziemlich naiv, unpolitisch, fach-engstirnig) ist an Grammatik nicht mehr zu denken; politische Fragen überhäufen mich (Ansatzpunkt natürlich, ich Ignorant: demonstrieren!) Köln, 2011: Das Kognitive, aber das Animalische. Das Vermuten, aber das Wittern. Zwischen 1986 und 2011 spannen sich die Tagebuchaufzeichnungen, aus denen der Verfasser, vielfach ausgewiesener Aphorismusforscher, der aber von Anfang an ganz beiderseits war, hier eine Auswahl vorlegt. Er hat diese Jahre außer in Deutschland in Südkorea und den Niederlanden sowie auf zahlreichen längeren Reisen verbracht. New York 1989: To the limit and one step beyond. Abgrund-Rhetorik. Everybody loves the winner. Der ungeliebte Blechbüchsensammler, meine New Yorker Leitfigur. Die Aufzeichnungen changieren zwischen Aphorismus, Kürzestgeschichte, Sprachspiel und (interkultureller) Reflexion sowie Sprach- und Gesellschaftskritik aus dem Geist der Moralistik. 1996: Die elitären Genießer mit Sozialkondom als das Schlimmste verhüten. 2001: Eine Weltmacht tritt eben auf der ganzen Welt zur Selbstverteidigung an. Sie sind durch den Willen zur punktuellen Kürze zusammengehalten und laden zum flanierenden Lesen ein. Es ist nicht mehr zu fassen. Auch nicht kürzer. Bin ich mir schon nahegekommen? Möchte ich das?
About the author
Friedemann Spicker, geboren 1946, ist Literaturwissenschaftler und freier wissenschaftlicher Schriftsteller; er forscht seit Jahren über Aphoristik und hat mehrere Bücher zu diesem Thema vorgelegt.