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Sabine Braunschweig
Zwischen Aufsicht und Betreuung - Berufsbildung und Arbeitsalltag der Psychiatriepflege am Beispiel der Basler Heil- und Pflegeanstalt Friedmatt, 1886–1960
German · Other book format
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Description
Das Psychiatriepflegepersonal war im Anstaltsalltag mit widersprüchlichen Anforderungen konfrontiert: Einerseits für Disziplin und Ordnung auf der Abteilung zu sorgen und andererseits Betreuung und Verständnis für die Kranken zu bieten, bedeutete eine schwierige Gratwanderung, der nicht alle Pflegepersonen gleichermassen gewachsen waren. Gewalttätige Übergriffe, berufsbedingte Erkrankungen oder Suchtprobleme waren Symptome, die durch die prekären Arbeitsbedingungen verschärft wurden.
Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts galt die Psychiatriepflege als Hilfsarbeit ohne Ansehen und Kompetenzen. Erst mit dem Aufbau einer fundierten Ausbildung, die parallel zur Professionalisierung der Psychiatrie verlief, entwickelte sie sich zu einem qualifizierten Beruf. Rolle und Funktion der PflegerInnen veränderten sich, sie wurden unentbehrliche Mitarbeitende bei den neuen Therapiemethoden, mit denen Psychiater ihr Behandlungsfeld erweiterten.
Die Entwicklung des Psychiatriepflegeberufs in der Schweiz wird hier erstmals umfassend dargestellt. Neben Fragen der Organisierung, der Professionalisierung des Berufsfelds und der Bedeutung der Geschlechterverhältnisse in der Klinik steht der Pflegealltag im Zentrum. Das vielfältige und bisher nicht ausgewertete Quellenmaterial erlaubt es, die Problematik von Gewalt, Sexualität und Suizid zu untersuchen, und macht dabei die Ambivalenz zwischen Ordnen, Betreuen, Pflegen und Beherrschen sichtbar. Es wird offensichtlich, dass die pflegehistorische Perspektive die Psychiatriegeschichte um eine wichtige, bislang vernachlässigte Dimension erweitert und für ihr Verständnis unerlässlich ist.
List of contents
1. Einleitung
1.1. Geschichte der Psychiatriepflege
1.2. Forschungskontext
1.3. Thesen, Fragestellungen und Begriffe
1.4. Methoden und Quellen
1.5. Gliederung und zeitlicher Rahmen der Arbeit
2. Irrenwartung im 19. Jahrhundert
2.1. Die Heil- und Pflegeanstalt Friedmatt
2.2. Das Pflegepersonal der Friedmatt
2.3. Die Rolle des Wartpersonals im Anstaltsalltag
2.4. Das Wartpersonal in der Diskussion der Irrenärzte
3. Berufsentwicklung
3.1. Professionalisierung
3.2. Organisierung
3.3. Ausbildung
3.4. Gescheiterte gesetzliche Regelungen der Pflegeberufe
3.5. Die Rolle des Schweizerischen Roten Kreuzes
4. Ordnungs- und Betreuungsfunktion des Pflegepersonals im Anstaltsalltag
4.1. Zwischen Beaufsichtigung und Fürsorge
4.2. Anstaltsfamilie
4.3. Fallbeispiele: Gewalt, Sexualität, Entweichung und Suizid
4.4. Berufsbedingte Erkrankungen
4.5. Interdependenzen von Pflegepersonal und Kranken
5. Die Rolle des Pflegepersonals bei den Therapien
5.1. Zusammenarbeit von ärztlichem und Pflegepersonal
5.2. Pflegerische Verrichtungen bei den somatischen Therapien
6. Die Rolle des Pflegepersonals bei eugenischen Massnahmen
6.1. Eugenik
6.2. Pflege und Eugenik
7. Fazit
7.1. Die Frage der Handlungsspielräume
7.2. Männer- oder Frauenberuf
7.3. Die Situierung der Psychiatriepflege im Pflegefeld
About the author
Sabine Braunschweig, Historikerin und dipl. Erwachsenenbildnerin mit eigenem Büro für Sozialgeschichte in Basel. Arbeitsschwerpunkte: Archivierung, Beratung, Forschung und Vermittlung, Ausstellungs- und Buchprojekte, www.sozialgeschichte-bs.ch.
Summary
Das Psychiatriepflegepersonal war im Anstaltsalltag mit widersprüchlichen Anforderungen konfrontiert: Einerseits für Disziplin und Ordnung auf der Abteilung zu sorgen und andererseits Betreuung und Verständnis für die Kranken zu bieten, bedeutete eine schwierige Gratwanderung, der nicht alle Pflegepersonen gleichermassen gewachsen waren. Gewalttätige Übergriffe, berufsbedingte Erkrankungen oder Suchtprobleme waren Symptome, die durch die prekären Arbeitsbedingungen verschärft wurden.
Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts galt die Psychiatriepflege als Hilfsarbeit ohne Ansehen und Kompetenzen. Erst mit dem Aufbau einer fundierten Ausbildung, die parallel zur Professionalisierung der Psychiatrie verlief, entwickelte sie sich zu einem qualifizierten Beruf. Rolle und Funktion der PflegerInnen veränderten sich, sie wurden unentbehrliche Mitarbeitende bei den neuen Therapiemethoden, mit denen Psychiater ihr Behandlungsfeld erweiterten.
Die Entwicklung des Psychiatriepflegeberufs in der Schweiz wird hier erstmals umfassend dargestellt. Neben Fragen der Organisierung, der Professionalisierung des Berufsfelds und der Bedeutung der Geschlechterverhältnisse in der Klinik steht der Pflegealltag im Zentrum. Das vielfältige und bisher nicht ausgewertete Quellenmaterial erlaubt es, die Problematik von Gewalt, Sexualität und Suizid zu untersuchen, und macht dabei die Ambivalenz zwischen Ordnen, Betreuen, Pflegen und Beherrschen sichtbar. Es wird offensichtlich, dass die pflegehistorische Perspektive die Psychiatriegeschichte um eine wichtige, bislang vernachlässigte Dimension erweitert und für ihr Verständnis unerlässlich ist.
Product details
Authors | Sabine Braunschweig |
Publisher | Chronos |
Languages | German |
Product format | Other book format |
Released | 30.09.2013 |
EAN | 9783034011716 |
ISBN | 978-3-0340-1171-6 |
No. of pages | 352 |
Dimensions | 155 mm x 225 mm x 25 mm |
Weight | 570 g |
Subjects |
Humanities, art, music
> History
> 20th century (up to 1945)
Basel (Stadt) : Geschichte, Psychiatrie : Geschichte, Swissness, Erste Hälfte 20. Jahrhundert (1900 bis 1950 n. Chr.) |
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