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Es ist nicht der Künstler, der eine Farbe prägt, sondern die Gesellschaft, diesie rezipiert. So unterliegt der Symbolgehalt des Blau einer sehr wechselvollenGeschichte von der Antike bis heute. Jahrhundertelang fristete es ein Nischendasein.In der römischen Antike zählten nur Weiß, Schwarz und Rot. Erst mitdem Marienkult im 11. Jahrhundert wird das Blau wichtiger Bestandteil derklerikalen und dann auch der politischen Ikonographie. Als Kennzeichen derGottesmutter und des Königs, später auch von Soldaten wird es zum neuenKonkurrenten des Rot.Pastoureau folgt den Spuren des Blau auf seinen verschlungenen Wegen nichtnur in Bildzeugnissen, sondern auch in zahlreichen Beschreibungen in literarischenund wissenschaftlichen Texten, bei Goethe sogar in doppelter Hinsichtmit seiner Farbenlehre und dem Werther. Farben wurden dabei oft bestimmteEigenschaften zugeschrieben, auch moralische. Nicht zufällig ist das Signet derEU ebenso blau wie das der UNO. Der Autor beschreibt schließlich auch dasHandwerk des Färbens, das den blauen Triumphzug überhaupt erst möglichmachte und der Palette des Blau zu einem enormen Variantenreichtum verhalf.
About the author
Michel Pastoureau ist seit 1983 Directeur d'études an der École pratique des hautes études, Abteilung IV (Lehrstuhl für Geschichte der abendländischen Symbolik) sowie Directeur d'études an der École des hautes études en sciences sociales (Lehrstuhl für Symbolgeschichte der europäischen Gesellschaften) in Paris. Der Mediävist forscht und lehrt vor allem auf den Gebieten der Heraldik, der mittelalterlichen Bestiarien und Zoologie und der Kulturgeschichte der Farben. Für seine zahlreichen Publikationen erhielt er 1996 die Ehrendoktorwürde der Universität Lausanne und 2010 gewann er den Prix Médicis in der Kategorie Essay.
Antoinette Gittinger studierte Philosophie, Romanistik, Anglistik und Germanistik in Tübingen und München. Sie übersetzt aus dem Französischen, Spanischen und Englischen. Zu den von ihr übersetzten Autoren gehören u. a. Christiane Collange, Dalai-Lama, Guillaume Musso und Éric Orsenna.
Summary
Es ist nicht der Künstler, der eine Farbe prägt, sondern die Gesellschaft, die
sie rezipiert. So unterliegt der Symbolgehalt des Blau einer sehr wechselvollen
Geschichte von der Antike bis heute. Jahrhundertelang fristete es ein Nischendasein.
In der römischen Antike zählten nur Weiß, Schwarz und Rot. Erst mit
dem Marienkult im 11. Jahrhundert wird das Blau wichtiger Bestandteil der
klerikalen und dann auch der politischen Ikonographie. Als Kennzeichen der
Gottesmutter und des Königs, später auch von Soldaten wird es zum neuen
Konkurrenten des Rot.
Pastoureau folgt den Spuren des Blau auf seinen verschlungenen Wegen nicht
nur in Bildzeugnissen, sondern auch in zahlreichen Beschreibungen in literarischen
und wissenschaftlichen Texten, bei Goethe sogar in doppelter Hinsicht
mit seiner Farbenlehre und dem Werther. Farben wurden dabei oft bestimmte
Eigenschaften zugeschrieben, auch moralische. Nicht zufällig ist das Signet der
EU ebenso blau wie das der UNO. Der Autor beschreibt schließlich auch das
Handwerk des Färbens, das den blauen Triumphzug überhaupt erst möglich
machte und der Palette des Blau zu einem enormen Variantenreichtum verhalf.