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Bei der ersten Erzählung, Späte Liebe, handelt es sich um den inneren Monolog eines altgewordenen Redners für die sozialistische Bewegung im Israel der siebziger Jahre. Für diesen Mann ist der jüdische Staat in extremer Gefahr, da in Rußland ständig Komplotte zur Vernichtung Israels geschmiedet werden. Doch niemand hört auf ihn. In seiner Einsamkeit gibt er sich fanatischen Phantasien hin, wonach die israelische Armee die Sowjetunion überrollt. In der Erzählung Dem Tod entgegen evoziert Oz die Geschichte eines Kreuzzuges: Im Jahre 1096 bricht Graf Guillaume de Touron mit einem Troß auf, um durch die Eroberung Jerusalems sein Seelenheil und das seiner Mitstreiter zu erlangen. Auf ihrem Weg plündern und morden sie, denn es dient ja der guten Sache. Ihr dienen auch die Greueltaten an Juden, die sie auf ihrem Weg aufstöbern. Doch dieser Kreuzzug schlägt fehl. Das Scheitern ist bedingt durch die fanatische Einstellung der Kreuzfahrer: Sie können sich nicht vorstellen, daß Gott sie auf ihrem Pilgerzug mit solchen Hindernissen konfrontiert, und suchen folglich in ihrer Mitte nach dem Verräter. Das gemeinsamen Thema dieser beiden Erzählungen: die Vorstellung des anderen als des absolut Bösen zerbricht diejenigen, die sich diese Vorstellung zu eigen machen.
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Späte Liebe. Dem Tod entgegen.
About the author
Amos Oz, geb. 1939 als Amos Klausner in Jerusalem, wuchs auch dort auf. Seine Eltern waren 1917 von Odessa nach Wilna (damals Polen) geflüchtet und wanderten von dort nach Palästina aus. 1954 trat er dem Kibbuz Chulda bei und nahm den Namen Oz an, der auf hebräisch Kraft, Stärke bedeutet. Von 1960-63 studierte er Literatur und Philosophie an der hebräischen Universität in Jerusalem und kehrte nach seinem Bachelor-Abschluss in den Kibbuz zurück und lehrte bis 1986 Literatur und Philosophie an der Oberschule Hulda. Seit dem 6-Tage-Krieg war er in der israelischen Friedensbewegung aktiv und befürwortete eine Zwei-Staaten-Bildung im israelisch-palästinensichen Konflikt. Er ist Mitbegründer und herausragender Vertreter der seit 1977 bestehenden Friedensbewegung Schalom achschaw (Peace now). Seit 1987 lehrt er Hebräische Literatur an der Ben-Gurion Universität von Negev, Beesheba. Die Werke von Amos Oz wurden in 37 Sprachen übersetzt. Er hat zahlreiche Preise und Auszeichnungen erhalten, u. a. im Jahr 2013 den Franz-Kafka-Preis und 2014 den Siegfried-Lenz-Preis.
Summary
Bei der ersten Erzählung, Späte Liebe, handelt es sich um den inneren Monolog eines altgewordenen Redners für die sozialistische Bewegung im Israel der siebziger Jahre. Für diesen Mann ist der jüdische Staat in extremer Gefahr, da in Rußland ständig Komplotte zur Vernichtung Israels geschmiedet werden. Doch niemand hört auf ihn. In seiner Einsamkeit gibt er sich fanatischen Phantasien hin, wonach die israelische Armee die Sowjetunion überrollt. In der Erzählung Dem Tod entgegen evoziert Oz die Geschichte eines Kreuzzuges: Im Jahre 1096 bricht Graf Guillaume de Touron mit einem Troß auf, um durch die Eroberung Jerusalems sein Seelenheil und das seiner Mitstreiter zu erlangen. Auf ihrem Weg plündern und morden sie, denn es dient ja der guten Sache. Ihr dienen auch die Greueltaten an Juden, die sie auf ihrem Weg aufstöbern. Doch dieser Kreuzzug schlägt fehl. Das Scheitern ist bedingt durch die fanatische Einstellung der Kreuzfahrer: Sie können sich nicht vorstellen, daß Gott sie auf ihrem Pilgerzug mit solchen Hindernissen konfrontiert, und suchen folglich in ihrer Mitte nach dem Verräter. Das gemeinsamen Thema dieser beiden Erzählungen: die Vorstellung des anderen als des absolut Bösen zerbricht diejenigen, die sich diese Vorstellung zu eigen machen.