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Der polnische Barock, vom ausgehenden 16. bis in die dreißiger Jahre des 18. Jahrhunderts, ist auch die Epoche einer dramatischen Kehrtwendung in der polnischen Geschichte: Am Anfang steht die Rzeczpospolita, d.h. die durch republikanische Rechte des Adels beschränkte Monarchie, einer der führenden europäischen Staaten, der sich über eine Fläche von fast einer Million Quadratkilometer erstreckt; an ihrem Ende war das Territorium um ein Viertel, die Bevölkerung um die Hälfte geschrumpft, die Wirtschaft im Verfall begriffen - Polen zum Spielfeld für die politischen Auseinandersetzungen der Nachbarn geworden.
Es war auch eine Epoche tiefgreifender kultureller Veränderungen. Wie die anderen katholischen Staaten Europas wurde auch Polen von der nachtridentinischen Bewegung der Gegenreformation erfaßt und fortschreitend beherrscht. Ungeachtet oder vielleicht gerade wegen der damit einhergehenden Beschränkungen der künstlerischen Freiheiten kommt es zu einer Fülle schöpferischer Werke in Poesie, Poetik und Drama, die im Spannungsfeld von Jenseitssehnsucht und Diesseitsfreude, Weltgenuß und mystischer Ekstase neuartige Ausdrucksformen erproben. Wohl stehen religiöse Betrachtungen und Belange im Vordergrund, doch werden mit der wechselseitigen Durchdringung von religiöser und Volkskultur auch irdische Dinge zum Thema.
Der vorliegende Band, erneut reich bebildert, veranschaulicht die Breite des künstlerischen Schaffens dieser Epoche, die in Spannung und Kontrast ihr schöpferisches Prinzip gewinnt.
About the author
Karl Dedecius, 1921 in Lodz geboren, gilt als bedeutendster Mittler polnischer Literatur und Kultur in Deutschland. Als Übersetzer Hunderter Bücher, Autor zahlloser Reden und Aufsätze, Herausgeber der >Polnischen Bibliothek<, Gründer des Deutschen Poleninstituts in Darmstadt wurde er vielfach gewürdigt und ausgezeichnet, u.a. mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 1990 und dem Orden des Weißen Adlers 1999 in Polen. Er lebt in Frankfurt am Main.
Karl Dedecius, 1921 in Lodz geboren, gilt als bedeutendster Mittler polnischer Literatur und Kultur in Deutschland. Als Übersetzer Hunderter Bücher, Autor zahlloser Reden und Aufsätze, Herausgeber der >Polnischen Bibliothek<, Gründer des Deutschen Poleninstituts in Darmstadt wurde er vielfach gewürdigt und ausgezeichnet, u.a. mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 1990 und dem Orden des Weißen Adlers 1999 in Polen. Er lebt in Frankfurt am Main.