Read more
Jean Paul ist einer von den Zwanzig, für die ich mich mit der ganzen Welt prügeln würde (Arno Schmidt), fremd wie einer, der aus dem Mond gefallen ist (Schiller) und steht geduldig an der Pforte des zwanzigsten Jahrhunderts und wartet lächelnd, bis sein schleichend Volk ihm nachkomme (Ludwig Börne). Die Jean-Paulianer Ulrich Holbein und Ralf Simon haben sich zusammengetan und eine Geburtstagsauswahl aus dem Werk des Jubilars getroffen. Die humoristische Seite des empfindsamen Erzählers sollte dabei zum feierlichen Anlaß im Vordergrund stehen und das Lockmittel in die phantastische Welt Jean Pauls sein. Denn, wie Ralf Simon in seinem Nachwort schreibt, eine Anthologie kann in diesem Fall nichts anderes sein, als eine Art von Überredungskunst: Man lese jetzt, um dann noch mehr zu lesen. Möglichst alles. Es gibt nicht viele Leseparadiese, die so viel versprechen und die alles einzulösen vermögen.
About the author
Jean Paul (d. i. Johann Paul Friedrich Richter), 21.3.1763 Wunsiedel (Fichtelgebirge)-14.11.1825 Bayreuth. Der aus einer armen Pastoren- und Lehrerfamilie stammende J. P. wuchs in beengten, dürftigen Verhältnissen in oberfränkischen Dörfern auf, besuchte 1779-80 das Gymnasium in Hof und studierte von 1781 an Theologie in Leipzig, ohne allerdings je die Absicht zu haben, Pfarrer zu werden. 1784 kehrte er auf der Flucht vor seinen Leipziger Gläubigern nach Hof zurück. Hier lebte er zunächst bei seiner Mutter, bis er von 1787-94 als Haus- und Privatlehrer in Oberfranken seinen Lebensunterhalt verdienen konnte. Der mit dem Erfolg des 'Hesperus' plötzlich einsetzende Ruhm brachte ihm, neben enthusiastischen Briefen von Verehrern und v. a. Verehrerinnen, 1796 eine Einladung nach Weimar, wo er sich mit Charlotte v. Kalb, dem Ehepaar Herder und C. M. Wieland anfreundete. Nach dem Tod seiner Mutter zog er 1797 nach Leipzig, wohnte dann 1798-1800 in Weimar. 1800-01 lebte er in Berlin und heiratete Karoline Mayer (1777-1860) - und keine von den adeligen Damen, die ihn umwarben. Über Meiningen (1801-02) und Coburg (1803-04) kehrte er in seine fränkische Heimat zurück, ließ sich im August 1804 in Bayreuth nieder und blieb hier bis zu seinem Tod.
Ulrich Holbein, geboren 1953, studierte in Kassel Malerei und wurde durch seine Kolumnen in der "Zeit", der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", der "Süddeutschen Zeitung" sowie in "konkret" bekannt. Er ist Autor zahlreicher Publikationen. 2011 wurde Ulrich Holbein mit dem "Kasseler Literaturpreis" ausgezeichnet. Dieser Preis wird an Autoren vergeben, deren Werk "auf hohem künstlerischem Niveau von Komik und Groteske geprägt ist".
Ralf Simon ist seit 2000 Ordinarius für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Basel.