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Hauptstück des Bandes ist der Aufsatz »Die Ungeheuer und ihre Kritiker« (1936) über das angelsächsische Epos »Beowulf«, in dem sich der Oxfordprofessor Tolkien, ungeachtet aller philologischen Ernsthaftigkeit, u. a. zu der These versteht: »Helden gibt es viele; gute Drachen sind rar.«
Der Aufsatz »Über Märchen« (1939) geht hauptsächlich den Fragen nach: Was ist ein Märchen? Wo liegen seine Ursprünge? Und: Welchen Werten und Zwecken - wenn überhaupt - dient es? Im dritten Aufsatz schließlich gesteht Tolkien eine Leidenschaft, von der er freilich vermutet, daß sie, gerade bei Erwachsenen, verbreiteter ist, als gemeinhin angenommen: es ist das Komponieren von Privatsprachen. Tolkien hatte schon als Junge begonnen, aus »Liebe zu den Wörtern« seine eigene Sprachen zu entwerfen, und mehrere von ihnen zu einer gewissen Komplexität ausgeformt. So war z.B. das »Animalic« entstanden, ein frühes, hinsichtlich des Wortschatzes vergleichsweise eindimensionales System persönlichen Ausdrucks. Später ersann er ein Idiom namens »Nevbosh« oder »New Nonsense«, Instrument schon einer weit exklusiveren Verständigung, oder dann das »Naffarin« - Sprachen, für die er nicht nur Lautgruppen, Wörter und Grammatik erfand, sondern auch eine spezielle Sprachgeschichte.
About the author
John R. R. Tolkien, geb. am 3. Januar 1892 in Südafrika, in England aufgewachsen, früh verwaist, hat mit seiner Romantrilogie 'Der Herr der Ringe' das Genre 'Fantasy' überhaupt erst geschaffen. Er zeigte sich schon als Kind fasziniert von alten, längst vergessenen Sprachen und Mythen. In Oxford spezialisierte sich der Stipendiat, der seit Kindertagen in seiner Freizeit zum bloßen Zeitvertreib Alphabete kreierte und neue Sprachen komponierte wie andere Menschen Musikstücke, bald aufs Altenglische und beschäftigte sich vor allem mit mittelalterlichen Dialekten der westlichen Midlands. W.A. Craigie, ein Kenner besonders der schottischen Volksüberlieferungen, führte ihn in die isländischen und finnischen Sprachen und Mythologien ein. Das Finnische wie das Walisische wurden später Grundlage für die Elfensprache im Herrn der Ringe. 1924, gerade 32 Jahre alt, wurde Tolkien als Professor für englische Sprachen nach Oxford berufen und blieb mehr als vierzig Jahre. Mit Frau und Kindern lebte er in einem schmucklosen Reihenhaus am Rande der Stadt.§Tolkien ist 1973 gestorben, sein Fantasy-Land 'Mittelerde' ist, obwohl literarisch inzwischen vielfach abgekupfert, der beliebteste literarische Abenteuerspielplatz für Kinder und Erwachsene geblieben.
Summary
Hauptstück des Bandes ist der Aufsatz »Die Ungeheuer und ihre Kritiker« (1936) über das angelsächsische Epos »Beowulf«, in dem sich der Oxfordprofessor Tolkien, ungeachtet aller philologischen Ernsthaftigkeit, u. a. zu der These versteht: »Helden gibt es viele; gute Drachen sind rar.«
Der Aufsatz »Über Märchen« (1939) geht hauptsächlich den Fragen nach: Was ist ein Märchen? Wo liegen seine Ursprünge? Und: Welchen Werten und Zwecken - wenn überhaupt - dient es? Im dritten Aufsatz schließlich gesteht Tolkien eine Leidenschaft, von der er freilich vermutet, daß sie, gerade bei Erwachsenen, verbreiteter ist, als gemeinhin angenommen: es ist das Komponieren von Privatsprachen. Tolkien hatte schon als Junge begonnen, aus »Liebe zu den Wörtern« seine eigene Sprachen zu entwerfen, und mehrere von ihnen zu einer gewissen Komplexität ausgeformt. So war z.B. das »Animalic« entstanden, ein frühes, hinsichtlich des Wortschatzes vergleichsweise eindimensionales System persönlichen Ausdrucks. Später ersann er ein Idiom namens »Nevbosh« oder »New Nonsense«, Instrument schon einer weit exklusiveren Verständigung, oder dann das »Naffarin« - Sprachen, für die er nicht nur Lautgruppen, Wörter und Grammatik erfand, sondern auch eine spezielle Sprachgeschichte.