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Ludwigsburg ist in der Welt und in der Gemeinschaft der Zeithistoriker bekannt durch die 'Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltung'. 1958 begründet, sollte sie die juristische Verfolgung nationalsozialistischer Verbrechen bündeln. Heute gilt die Zentrale Stelle als diejenige Einrichtung, welche sich innerhalb der Bundesrepublik am kontinuierlichsten und nachhaltigsten der Aufarbeitung von NS-Unrecht gewidmet hat. Mit den von ihr angestoßenen Strafprozessen hat sie einen zentralen Beitrag zur Herausbildung eines pluralistischen Geschichtsbewusstseins geleistet und dadurch den demokratischen Wandel in Nachkriegsdeutschland befördert. Sie beherbergt das größte Archiv zu NS-Verbrechen und seit einigen Jahren eine Forschungsstelle der Universität Stuttgart. Die Historikerin Annette Weinke schreibt die Geschichte der Zentralen Stelle, untersucht ihre Bedeutung für die strafrechtliche Verfolgung von NS-Verbrechen und die gesellschaftlichen Auswirkungen, die davon ausgingen. Dabei wird ihre herausragende Bedeutung als eine Zentralinstitution des westdeutschen Demokratisierungsprozesses deutlich.
List of contents
Einleitung1. Die Wiederaufnahme von NS-Ermittlungen (1957 - 1961)1.1 Vorgeschichte der kriminalpolitischen Wende von 1958: Der Ulmer Einsatzgruppenprozess1.2 Die Gründung der Ludwigsburger Vorermittlungsstelle1.3 Erste Vorermittlungskomplexe und NS-Prozesse1.4 Von der gescheiterten Generalamnestie zur Verjährung von Totschlag2. NS-Strafverfolgung als Konfliktgeschichte (1961 - 1963)2.1 Die Loccumer Rede der Staatsanwältin Barbara Just-Dahlmann und das Problem der 'alten Kameraden' bei Polizei und Justiz2.2 NS-Strafverfolgung und Zivilgesellschaft: Kritik an massenmedialen Täterbildern und Gehilfenrechtsprechung in den 1960er Jahren3. Neuorientierung bei den NS-Ermittlungen (1964 - 1966)3.1 Ende der NS-Ermittlungen? Die Verjährungsdebatte 1964/653.2 Kein Schlussstrich: Ausweitung der Ermittlungen im Zeichen deutsch-polnischer Annäherung3.3 Der Fall Erwin Schüle: Die Zentrale Stelle im Visier des Ostblocks4. Etablierung eines Provisoriums (1966/67)4.1 Eine Behörde schürt den Rechtsextremismus? NPD-Wahlerfolge und der Skandal um das 'Panorama'-Interwiew von Oberbürgermeister Saur4.2 Das Scheitern einer offensiveren Informationspolitik4.3 Wende in der NS-Rechtsprechung? Die Königsteiner Klausurtagung und die Sonderveranstaltung des Deutschen Juristentages in Essen5. Zwischen 'Faschismusverdacht' und 'Ostzonenpropaganda': Die Zentrale Stelle und die '68er' (1968 - 1970)5.1 Die 'Spiegel'-Polemik des CDU-Abgeordneten Max Güde5.2 Kein Ende der Affären? Die Auseinandersetzungen um die Affäre 'Warndienst West' und die geheimen Unterlagen der Zentralen Rechtsschutzstelle beim Auswärtigen Amt5.3 'Kalte Verjährung' und zweite Verjährungsdebatte 19696. Wettlauf gegen die Zeit - die letzten Jahre (1971 - 2008)6.1 NS-Strafverfolgung nach der 'Kalten Verjährung' und der gescheiterte Frankreich-Komplex6.2 Justiz und Zeitgeschichte: Die Krausnick-Streim-Debatte6.3 Zeitenwende 1989/90Schluss: 'Deutscher Sonderweg' im Umgang mit Makrokriminalität?AnmerkungenAbkürzungsverzeichnisQuellen und LiteraturArchivalische QuellenGedruckte Quellen und LiteraturPersonenregister
About the author
Annette Weinke, geb. 1963, ist Dozentin für das Berlin European Studies Program (FU-BEST) und Mitarbeiterin der Forschungsstelle Ludwigsburg.