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Heute ist er ein Unbekannter, der Autor des Münchhausen. Im 19. Jahrhundert war er jedoch mit
seinen Balladen und Liebesgedichten in allen Bevölkerungsschichten der populärste Dichter
Deutschlands - eine Popularität, die die Weimarer Klassiker nie erreichten. Zu Recht wurde er als Volksdichter bezeichnet - nicht als Abwertung, sondern als Auszeichnung. Genau das wurde ihm von Schiller vorgeworfen: er vermische sich mit dem Volk, zu dem er sich nur herablassen sollte. Durch die Dominanz der Klassik selbst in zwei deutschen Diktaturen war Bürger damit diskreditiert. Groß sind seine Verdienste um die deutsche Sprache: "Sprachstudium als Studium der Weisheit selbst." Er war radikaler Demokrat, verteidigte die Französische Revolution und trat in einer Freimaurerrede für die Menschenrechte ein, die vorrangig mit dem Wort, aber auch mit Gewalt zu verteidigen seien. Wie konnte Bürger dann im 20. Jahrhundert zu einer Randfigur in den Literaturgeschichten werden? Diesem Thema widmet sich das vorliegende Werk. Aber auch Proben seines Werkes werden geboten. Bürgers Weg zum Volksdichter mit seiner Lenore wird aufgezeigt, ebenfalls der Einfluß dieser ersten Kunstballade auf Musik und Malerei. Erstmals werden Illustrationen von Carl von Heideck (1815) und Lovis Corinth (1921) gezeigt.