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Der Grund der Subjektivität - Motive und Potenzial von Fichtes Ansatz

German · Hardback

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'In der Wissenschaftslehre werden im Sinne einer progressiven transzendentalen Deduktion systematisch die Bedingungen entwickelt, unter denen Intentionalität und Tathandlung möglich sind.' Silvan ImhofFichtes Wissenschaftslehre wird nach wie vor oft auf die - meist abschätzig gemeinten - Stichworte 'Ich-', 'Grundsatz-' und 'Systemphilosophie' reduziert. Obwohl in der intensivierten Fichte-Forschung der letzten beiden Jahrzehnte das Augenmerk vermehrt auch auf systematische, argumentative und methodologische Aspekte der Wissenschaftslehre gerichtet worden ist, gilt sie doch aus heutiger Sicht tendenziell immer noch als Philosophie mit einem verfehlten Ansatz, fragwürdigen Argumenten und obsoleten Resultaten. Das tatsächliche systematische Potenzial und die argumentative Stärke der Wissenschaftslehre zeigt sich aber erst, wenn sie ausgehend von jenen Problemen verstanden wird, deren Lösung sie sich zur Aufgabe gemacht hat. Dabei wird deutlich, dass es Fichte um eine Verteidigung der Möglichkeit der Transzendentalphilosophie gegen skeptizistische Angriffe geht: Die transzendentalphilosophischen Entwürfe seiner Vorgänger Kant und K. L. Reinhold halten der vor allem von S. Maimon und J. G. Schulze erhobenen Kritik nicht stand. Konkret wird gezeigt, dass es sich bei den skeptizistischen Einwänden um grundsätzliche Probleme der Faktizität von Wissen und der Anwendung von Begriffen handelt, die mit der zentralen kantischen Frage nach der objektiven Gültigkeit oder Realität von Begriffen bzw. Erkenntnis zusammenhängen. Entsprechend ist der Ansatz der Wissenschaftslehre - ihre Grundsatzkonzeption - als Antwort auf Faktizitäts- und Anwendungsfragen zu verstehen. Die Analyse der Argumentation, die zu den Grundbegriffen der 'Tathandlung' bzw. der 'Selbstsetzung' führt und die insgesamt als vorsystematisch einzustufen ist, ergibt, dass Fichte nicht nur auf eine subjektivistische Lösung in der Tradition Descartes zielt, sondern eine systematisch und philosophiegeschichtlich entscheidende Wendung vollzieht, indem er den wesentlichen Tätigkeitscharakter von Subjektivität als eine basale Form der Intentionalität in Ansatz bringt. Nur eine derartige Auffassung von Subjektivität erfüllt auch tatsächlich die vom skeptischen Standpunkt gestellten Anforderungen hinsichtlich Faktizität und Anwendbarkeit an eine tragfähige Basis der transzendentalen Argumentation. Mit seinem intentionalistischen Verständnis von Subjektivität gelangt Fichte zu einem systematischen Ansatz, der - trotz aller nicht zu unterschlagenden Schwierigkeiten im Einzelnen - insgesamt eine gültige Antwort auf die skeptizistische Herausforderung der Transzendentalphilosophie darstellt und mit dem, wie gezeigt wird, auch folgenreiche Schwierigkeiten von Kants subjektivitätstheoretischen Voraussetzungen überwunden werden. Die Wissenschaftslehre Fichtes erweist sich daher als argumentativ beachtenswerter Theorieansatz mit großem Problemlösungspotenzial.

About the author

Silvan Imhof, geboren 1974, studierte Philosophie und Germanistik in Bern und promovierte mit einer Arbeit zu J. G. Fichte. Er beschäftigte sich mit Kant und dem deutschen Idealismus sowie mit der analytischen Philosophie der Sprache und des Geistes. Gegenwärtig arbeitet er im Rahmen eines Forschungsprojekts zu Kants Begriff der Vorstellung im Spannungsfeld von Idealismus und Realismus.

Summary

Eine systematische Rekonstruktion von Fichtes Grundsatzkonzeption Fichtes Wissenschaftslehre wird nach wie vor oft auf die Stichworte «Ich », «Grundsatz » und «Systemphilosophie» reduziert und damit einer Richtung zugerechnet, die aus heutiger Sicht ihren Ansprüchen nach als überrissen und ihren Resultaten nach als überholt gilt. Durch die intensivierte Fichte-Forschung der letzten beiden Jahrzehnte wurde diese Einschätzung zwar insofern in Frage gestellt, als sie auf historisch bedeutende und systematisch beachtenswerte Leistungen Fichtes aufmerksam gemacht hat. Dennoch hat sich wenig daran geändert, dass der eigentliche Ansatz der Wissenschaftslehre – die Fundierung der Philosophie auf der Basis des Begriffs des Ich – als Paradigma eingestuft wird, das als solches keiner Rechtfertigung fähig ist und das als systematisch obsolet betrachtet wird. Demgegenüber wird in der vorliegenden Studie gezeigt, dass Fichtes Systemgrundlage nicht auf einem unhinterfragten Paradigma beruht, sondern gezielt als Antwort auf Einwände gegen die Transzendentalphilosophie konzipiert wurde. Das tatsächliche systematische Potenzial und die argumentative Stärke der Wissenschaftslehre zeigen sich, wenn sie ausgehend von jenen Problemen verstanden wird, deren Lösung sie sich zur Aufgabe gemacht hat. Dabei wird deutlich, dass es Fichte um eine Verteidigung der Möglichkeit der Transzendentalphilosophie gegen den Skeptizismus geht: Die Einwände der Skeptiker machen ihn auf schwerwiegende Faktizitäts- und Anwendungsprobleme im Zusammenhang mit der zentralen kantischen Frage nach der objektiven Gültigkeit von Erkenntnis aufmerksam. Genau derartige Schwierigkeiten will Fichte, wie die Analyse der Argumentation zeigt, mit seinen Grundbegriffen der Tathandlung bzw. der Selbstsetzung und der intellektuellen Anschauung ausräumen. Fichte vollzieht mit seinem neuen Ansatz eine systematisch und philosophiegeschichtlich entscheidende Wendung, indem er Tätigkeit als dasjenige in Ansatz bringt, was Subjektivität konstituiert und was die Basis aller Intentionalität ausmacht. Er bringt eine radikal neue ontologische Auffassung von Subjektivität als irreduzibler Tätigkeit ins Spiel, welche die Anforderungen erfüllen kann, die eine tragfähige, gegen die skeptischen Einwände resistente Basis der Transzendentalphilosophie erfüllen muss. Mit seinem Verständnis von Subjektivität als tätigkeitsbasierter Intentionalität gelangt Fichte zu einem systematischen Ansatz, der – trotz aller nicht zu unterschlagenden Schwierigkeiten im Einzelnen – insgesamt eine ernstzunehmende Antwort auf die skeptische Herausforderung der Transzendentalphilosophie darstellt. Die Wissenschaftslehre Fichtes erweist sich daher als argumentativ beachtenswerter Theorieansatz mit einigem Problemlösungspotenzial. Selbst wenn Fichtes Letztbegründungsansprüche relativiert werden müssen, kann die Wissenschaftslehre immer noch als eine erste umfassende Theorie intentionaler Phänomene – Erkennen, Handeln, Personalität, Interpersonalität – gelten und bestehen.    

Product details

Authors Silvan Imhof
Assisted by Helmut Holzhey (Editor), Wolfgang Rother (Editor)
Publisher Schwabe Verlag Basel
 
Languages German
Product format Hardback
Released 01.09.2014
 
EAN 9783796528446
ISBN 978-3-7965-2844-6
No. of pages 400
Dimensions 225 mm x 157 mm x 19 mm
Weight 536 g
Series Schwabe Philosophica
Schwabe Philosophica
Subjects Humanities, art, music > Philosophy > General, dictionaries

Philosophie, Fichte, Johann Gottlieb, Deutscher Idealismus, Wissenschaftslehre

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