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Was unterscheidet die Ironie von der Komik oder vom Zynismus? Wie lässt sie sich überhaupt verstehen und bestimmen? Vladimir Jankélévitchs großer Text über die Ironie steht in der brillanten Tradition französischer Essayistik. Ungeheuer gelehrt, geht er dem Phänomen der Ironie in all seinen Facetten nach.
Von Sokrates bis zur Romantik und zu Kierkegaard werden zentrale philosophische und literarische Behandlungen der Ironie durchmessen. Sie wird von Jankélévitch vom Zynismus oder der Albernheit unterschieden und als ein freudvoller, spielerischer Bewusstseinszustand aufgefasst. Dieser kann sich jedoch nur dann einstellen, wenn die »vitale Dringlichkeit« (l'urgance vitale), also die unmittelbare und die spielerische Distanz abbauende Nötigung von Instinkt, Trieb, Leid oder Krankheit, überwunden ist. Ironie ist für Jankélévitch eine Form der Erkenntnis und der Muße, die den Ernst des Lebens überschritten hat.
About the author
Vladimir Jankélévitch, geb. 1903 in Bourges, entstammte einer jüdischen aus Odessa eingewanderten Intellektuellenfamilie. Unter dem Einfluss von Henri Bergson entwickelte er eine eigenständige Philosophie, die in der Musik eine große Rolle spielt. Aus dem Staatsdienst entlassen, trat er 1941 der Résistance bei und wurde 1947 wieder zum ordentlichen Professor für Moralphilosophie zunächst in Lille, dann in Paris ernannt. Sein weitgehend unbeachtet gebliebenes Werk findet neuerdings große Beachtung und wurde vielfach ins Deutsche übersetzt. Jankélévitch starb 1985.
Jürgen Brankel: geb. 1943, studierte Literaturwissenschaft und Philosophie und schloss mit einem Doktorat an der Sorbonne und mit dem Staatsexamen in Hamburg ab. Seit den 1990er Jahren widmet er sich ausschließlich der wissenschaftlichen Forschung und Übersetzungen aus dem Spanischen und Französischen.
Summary
Was unterscheidet die Ironie von der Komik oder vom Zynismus? Wie lässt sie sich überhaupt verstehen und bestimmen? Vladimir Jankélévitchs großer Text über die Ironie steht in der brillanten Tradition französischer Essayistik. Ungeheuer gelehrt, geht er dem Phänomen der Ironie in all seinen Facetten nach.
Von Sokrates bis zur Romantik und zu Kierkegaard werden zentrale philosophische und literarische Behandlungen der Ironie durchmessen. Sie wird von Jankélévitch vom Zynismus oder der Albernheit unterschieden und als ein freudvoller, spielerischer Bewusstseinszustand aufgefasst. Dieser kann sich jedoch nur dann einstellen, wenn die »vitale Dringlichkeit« (»l'urgance vitale«), also die unmittelbare und die spielerische Distanz abbauende Nötigung von Instinkt, Trieb, Leid oder Krankheit, überwunden ist. Ironie ist für Jankélévitch eine Form der Erkenntnis und der Muße, die den Ernst des Lebens überschritten hat.
Additional text
»Manchen Büchern gelingt es, die vertrauten Geschichten und Wirklichkeiten in neuem Licht zu zeigen. Jankélévitchs Ironie ist eines davon. Diese knapp zweihundert Seiten gehören zum Ausgefeiltesten und Klügsten, was jemals über die Ironie und über jenes Wesen gesagt worden ist, das im Spiegel ihrer Kunstgriffe, um es mit Sokrates zu sagen, sich selbst erkennt.«
Report
»[Jankélévitchs] Werk baut auf einer ursprünglichen Intuition auf, die den Gegenstand ... mit einer melodiösen und bildhaften Sprache umkreist.« Thomas Thiel Frankfurter Allgemeine Zeitung 20121006