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Was konnten "ganz normale Deutsche" wissen?
Wir haben es mit einem NS-Gegner in Uniform zu tun, der hinter die Kulissen der nationalsozialistischen Propagandaformeln vom "Endsieg" blickt und damit ein wirklichkeitsgetreues Bild der militärischen Lage dokumentiert.
"Man hat es kommen sehen und ist doch erschüttert" - notiert der Heeresrichter Werner Otto Müller-Hill im April 1944 in sein Tagebuch. Eindrucksvoll drückt er damit sein sicheres Gefühl nicht nur für den militärischen, sondern auch moralischen Bankrott des "Dritten Reichs" aus.
Ein bemerkenswertes Dokument, das uns deutlich zu machen vermag, dass es 1944/45 auch Deutsche gab, die sich von der Nazi-Propaganda nicht blenden ließen, die nicht behaupteten, von den Judenmorden nichts gewusst zu haben, und die sich selbstkritische Gedanken über die Zukunft Deutschlands nach einem verlorenen Krieg machten.
Das faszinierende Tagebuch eines deutschen Heeresrichters aus dem letzten Kriegsjahr.
About the author
Werner O. Müller-Hill, geboren 1885 als Sohn eines Ingenieurs und dessen kunstliebender Frau in Freiburg im Breisgau, studierte Jura und wurde noch vor dem Ersten Weltkrieg Anwalt. Schon im Ersten Weltkrieg diente er als Kriegsrichter, in der Weimarer Republik arbeitete er als Anwalt. Den Nationalsozialisten stand er distanziert gegenüber und trat nicht in die NSDAP ein, meldete sich aber bei Kriegsbeginn 1939 bei der Wehrmacht.§Werner Otto Müller-Hill überlebte den Zweiten Weltkrieg. Er war kein Widerstandskämpfer, geriet nie in einen offenen Konflikt mit dem Regime. Dass er nicht befördert wurde während des Krieges, war ihm egal. Nach 1945 wurde er Staatsanwalt in der Bundesrepublik. Er starb 1977.
Report
"Das Tagebuch zieht den Leser von der ersten bis zur letzten Seite in den Bann - eine oft beklemmende und höchst aufschlussreiche Lektüre." Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.09.2012