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Der reich illustrierte Band bündelt die vielfältigen Ebenen der neueren Forschung zur Geschichte des Ersten Weltkriegs und erschließt neue Themen für die weitere Beschäftigung. Die Mehrzahl der Aufsätze versteht sich als Beitrag zu einer noch zu schreibenden Mentalitätsgeschichte des Krieges. Was der Krieg für die Menschen, die ihn erlebten sei es als Soldat an der Front, sei es als Zivilist in der Heimat bedeutete und wie er auf sie gewirkt hat, blieb in der historischen Forschung lange Zeit über ausgespart. Die Autorinnen und Autoren widmen sich auch Teilen der Bevölkerung und sozialen Gruppen, deren Geschichten sich in den Ereignissen des Weltkriegs zu verlieren drohte: Frauen, Kinder und die Opfer des Krieges, deren schlechte Versorgung hier zum ersten Mal wirklich Thematisiert wird. Gefragt wird nach den gesamtgeschichtlichen Umschichtungen durch den Krieg ebenso wie nach Versuchen und Möglichkeiten, das Kriegserlebnis zu dokumentieren und zu visualisieren.
In allen Beiträgen öffnet sich die Perspektive auf die Nachkriegszeit, deren Verformungen, wie auch die Kritik am politischen und kulturellen Leben der Weimarer Republik, auf das Kriegserlebnis zurückgehen. Dies gilt in besonderem Maße für die Problematik der hier neu gesehenen psychischen Demobilisierung der Soldaten, der Probleme ihrer Heimkehr im weitesten Sinne. Dies gilt aber auch für das Fortwirken der politischen Mythen, etwa des Tannenberg- oder des Langemarck-Mythos, die viel politischen Sprengstoff enthielten, die Republik entscheidend schwächten und den extremen Nationalsozialismus der Zwischenkriegszeit förderten.
About the author
Gerhard Hirschfeld ist Direktor der Bibliothek für Zeitgeschichte und Professor am Historischen Institut der Universität Stuttgart. 1978-1989 Mitarbeiter am Deutschen Historischen Institut in London. Seit 2000 Präsident des Internationalen Komitees für die Geschichte des Zweiten Weltkriegs.
Gerd Krumeich, geb. 1945, lehrte bis 2010 Neuere Geschichte an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf. Er ist Vizepräsident des internationalen Forschungszentrums des Historial de la Grande Guerre (Péronne/Somme) und zählt zu den renommiertesten Historikern des Ersten Weltkriegs.
Irina Renz war Mitarbeiterin des Deutschen Literaturarchiv Marbach a.N. und Leiterin der Bibliothek des Deutschen Historischen Instituts London; seit 1990 Leiterin der Archivalischen Sammlungen der Bibliothek für Zeitgeschichte, Stuttgart.