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Noch heute betrachten viele Sportfunktionäre und Sportpolitiker die Kinder- und Jugendsportschulen der DDR als vorbildlich und nachahmenswert für das vereinigte Deutschland. In der DDR galten sie als wichtiger Baustein des "Sportwunderlandes" mit seinen außergewöhnlichen Erfolgen bei Olympischen Spielen sowie Welt- und Europameisterschaften.René Wiese liegt mit diesem Buch die erste umfassende, wissenschaftliche Studie zu den Strukturen, Mechanismen und Konflikten der sagemumworbenen Sportschulen auf der Basis bislang unausgewerteter Quellen vor.
List of contents
Einleitung 10Methode: mehr als eine Organisationsgeschichte 13Gliederung und Schwerpunktbildung 16Einordnung in den Forschungsstand 19Quellenlage 221. Entwicklungsphase 1950-1957: Die Genese der Kinder- und Jugendsportschulen 251.1 Der Ursprung der Kinder- und Jugendsportschulen - ein sowjetisches Modell? (1949-1951) 251.1.1 Die Anfänge der Kinder- und Jugendsportschulen der UdSSR (1934-1954) 251.1.2 Erste Konfrontation mit dem SU-Modell 281.1.3 KJS-Pioniere und Verantwortungsträger des Kinder- und Jugendsportes 301.1.4 Auf der Suche nach dem geeigneten Modell 341.1.5 Das Projekt "Zentrale Jugendsportschule Nordhausen" 371.1.6 Die Planung von Kindersportschulen in der DDR 391.2 Aufbau des KJS-Netzes - Testphase (1952-1953) 411.2.1 Vorbereitung und Eröffnung der ersten Kindersportschulen der DDR 1952 411.2.2 Von der Werbung zur Sichtung (Baustein I): Das schwierige Werben für das Testprojekt 461.2.3 Die Organisationsstruktur auf dem Prüfstand 481.2.4 Das Stako betritt die Bühne - erste Geplänkel mit dem MfV 531.2.5 Die Errichtung von Jugendsportschulen 581.2.6 Die Funktionsweise der Kinder- und Jugendsportschulen 621.2.7 Problemfelder 651.3 Die Erweiterung und Ausformung des KJS-Netzes - Schulen, Internate und Sportclubs (1954-1957) 681.3.1 Ein flächendeckendes Netz 681.3.2 Weichenstellungen im DDR-Leistungssport und die KJS 711.3.3 Internate 781.3.4 Die Lebenswelt an den Kinder- und Jugendsportschulen in den 1950er Jahren 841.3.5 Folgen der erhöhten Belastungen - die KJS zwischen Allgemeinbildung und Sport 961.3.6 Exkurs "KJS-Typ": Die KJS in der "Provinz" - das "autonome" Erfolgsmodell Bad Blankenburg 100Portrait Erwin Schwarz (Direktor der KJS Bad Blankenburg 1955-1971) 1042. Entwicklungsphase 1958-1968: Die leistungssportliche Umgestaltung der Kinder- und Jugendsportschulen - vom Milchtrinker zum Spitzensportler 1152.1 Die konzeptionellen Jahre - Die KJS werden "Spezialschulen" für den Leistungssport (1958-1961/62) 1152.1.1 Erste Phase der Umgestaltung (Februar 1958-Dezember 1959) - der erste Angriff der "DDR-Sportführung" auf die KJS 1152.1.2 Die beginnende Modernisierung der KJS - Sportartenspezialisierung und Synchronisierung 1232.1.3 Exkurs "KJS-Typ": Die Spezial-KJS "Eissport" in Berlin 1292.1.4 Die polytechnische "Spezialschule" 1342.1.5 Olympia im Visier - das leistungssportliche Wettkampfsystem der KJS 137Porträt Karin Beyer (KJS Halle) - der erste Weltrekord für die KJS 1422.1.6 Zweite Phase der Umgestaltung (Dezember 1959 bis Januar 1962) 1432.1.7 Die neue KJS - Struktur und Funktion 1462.1.8 Erziehungskonzeption 1502.2 Das machtpolitische Gefüge (1958-1968) 1552.2.1 Neuaufstellung des MfV 155Portrait Manfred Reichenbach (Abteilungsleiter Sport im MfV 1961-1978) 1562.2.2 Versuch der Neuordnung und Synchronitätsbestrebungen 1582.2.3 Der Einfluß der SED auf den DDR-Leistungssport 1632.2.4 Die KJS im Politbüro - Machtstrategien Ewalds 1682.2.5 "Die BL sollte sich hier einschalten." - Die SED-Bezirksleitung zwischen Kontrolle undEigeninitiative 1722.2.6 Die Leistungssportkommissionen, das MfV und die KJS 1772.3 Die dynamischen Jahre - die forcierte Umgestaltung der KJS (1962-1968) 1872.3.1 Strukturentscheidungen 1963 - Die KJS im Schlepptau der SED-Leistungssportpolitik 1872.3.2 "Planwirtschaft ohne Plan" - Entwicklungen und Fehlentwicklungen 1952.3.3 Exkurs "KJS-Typ": Der KJS-Standort Berlin 2042.3.4 Der sportpolitische Paradigmenwechsel - die Impulse des Jahres 1965 2102.3.5 Machtkämpfe I - das MfV positioniert sich 2142.3.6 Machtkämpfe II - das MfV wehrt sich 2192.3.7 Wissenschaftlicher Fortschritt in Unterricht und Training 2232.4 Die olympischen Jahre - zwischen Rom und Mexiko (1960-1968) 2322.4.1 Die KJS auf olympischer Bühne 2322.4.2 Unterricht und Erziehung im Zeichen Olympias I - Sonderwege 2382.4.3 Unterricht und Erziehung im Zeichen Olympias II - "Diplomaten im Trainingsanzug" 2432.4.4 Unterricht und Erziehung im Zeichen Olympias III - Internate a
About the author
René Wiese wuchs in Ostdeutschland auf und besuchte von 1980 bis 1984 als Schwimmtalent die Kinder- und Jugendsportschule in Potsdam. Seit 2004 leitet er zusammen mit Dr. Jutta Braun das mehrfach ausgezeichnete Zentrum für deutsche Sportgeschichte Berlin-Brandenburg.
Report
In der Sportgeschichte waren die KJS bisher ein weißer Fleck. Nun endlich hat der Sporthistoriker René Wiese mit seiner Dissertation "Kaderschmieden des Sportwunderlandes" diese Leerstelle gefüllt. Er wolle damit die sportwissenschaftlichen und historischen Dimensionen des Themas eröffnen, hat Wiese als Ziel seiner Arbeit formuliert. "Die Rolle und Bedeutung der Kinder- und Jugendsportschulen als 'Nukleus' des DDR-Leistungssportsystems", schreibt er, "bedarf einer aufklärenden und entmythologisierenden Aufarbeitung". Diese Aufarbeitung ist ihm grandios gelungen. (Deutschlandfunk, 1.9.2012)