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Mozarts sieben große Opern, innerhalb nur eines Jahrzehnts entstanden, bilden ein einzigartiges Panorama der einander überlagernden Liebeskonzeptionen des späten 18. Jahrhunderts, als zum erstenmal in der Geschichte der Gefühle die Ehe zum Ort der wahren Liebe wurde. Es ist der Goldgrund der "Empfindsamkeit", die der Epoche ihren Namen gab, vor dem sich Zärtliche und Rasende, Schwärmer und Zyniker, Passionierte und Entsagende, Spiritualisten, Sensualisten und Sexualisten abheben.
Dieter Borchmeyer entziffert Mozarts Opernschaffen vom Idomeneo bis zur Zauberflöte als Liebes-Geschichte und Mozart selbst als musikalischen Entdecker der unter der Kruste gesellschaftlicher Konventionen verborgenen Autonomie der Liebe. Das Finalquartett des zweiten Aufzugs der Entführung aus dem Serail mit seinem umstürzenden Hymnus "Es lebe die Liebe!" ist gleichsam der Sturm auf die Bastille der Gefühlskonventionen. Don Giovanni, Widersacher der empfindsamen Liebe, erscheint abgelöst von romantischer Legendenbildung in ebenso neuem Licht wie Così fan tutte als erotischer Vexierspiegel oder das bisher kaum beachtete Phänomen der "rasenden Weiber" bei Mozart, von der Elektra in Idomeneo bis zur Königin der Nacht und der Vitellia in Mozarts letzten Opern.
About the author
Dieter Borchmeyer, geb. 1941, lehrt Neuere deutsche Literatur und Theaterwissenschaft an der Universität Heidelberg. Zahlreiche Publikationen und Editionen auf dem Gebiet der deutschen Literatur- und Theatergeschichte des 18. bis 20. Jahrhunderts.§
Report
"Die bislang wichtigste Neuerscheinung zum Mozart-Jahr in Form einer wissenschaftlichen Liebesgeschichte