Read more
In den vielfältigen Publikationen zur Milleniumswende waren sich die mei sten Wissenschaftler und Publizisten zumindest in zwei Punkten einig: Das xx. Jahrhundert war das Jahrhundert der Kriege. Kriege, die in ihrer Häufig keit, ihrer regionalen Verteilung und Intensität für die Zivilbevölkerung wie für die Kombattanten jedwedes bis dahin bekannte Ausmaß überschritten. Das xx. Jahrhundert war aber auch ein Säkulum rapider technischer Ent wicklungen und rasch aufeinander folgender, bzw. sich zum Teil überlagern der künstlerischer Entwicklungen und Umbruchphasen. Mit dem Engagement der Kinematographen gegen Ende des XIX. Jahrhunderts begann sich in einer Kombination von Photographie und technischer Mechanik eine neue Kunst form ihren Weg zu bahnen. Der Siegeszug des Films, der "movies", der be wegten Bilder, fand den Weg aus den Jahrmarktsbuden der Laterna Magica hinaus in die neu errichteten Lichtspielpaläste der Metropolen Berlin und Pa ris, London, Rom und New York und sogar Moskau. Als kosmopolitische Kunst, was die Stummfilmzeit noch besonders verstärkte, konnte der Film trotz seines dominierenden Unterhaltungswertes nicht unbeeinflusst bleiben von den gewalttätigen und kriegerischen Erschütterungen der Epoche. Die propagandistische Funktion, die Filme haben können, und ihre agitatorische Aussagekraft erkannten die politischen Protagonisten auf der extremen Lin ken, die Anhänger der russischen Revolution einerseits, und - mit einiger zeit licher Verspätung - die Vertreter der nationalistischen völkischen Rechten, die deutschen Nationalsozialisten, andererseits.
List of contents
Die politische Kultur der Gewalt Zur Inszenierung von Gewalt als Teil des expressiven Individualismus im amerikanischen Film.- Kriegsfilm und Antikriegsfilm Ein filmgeschichtlicher Abriss aus der Sicht der internationalen Politik.- "Geh hin und sieh dir das an." Sowjetische Spielfilme im Kontext von Revolution und Krieg - Drei Beispiele.- "Filme als Orte kollektiver Erinnerung" Aspekte der Auseinandersetzung mit der Erfahrung des Vietnamkriegs in Apocalypse Now.- Die Debatte um The Deer Hunter - politische und künstlerische Dimensionen.- Medienfiktionen beim NATO-Einsatz im Kosovo-Krieg 1999.- Zwei Wochen im Juni: Anatomie einer politischen Krise Eine Analyse televisueller Symbolpolitik am Beispiel des Brandanschlags in Solingen.- Identifikationsformen in Computerspiel und Spielfilm.- Haben Massenmedien eine besondere Bedeutung in der bzw. für die internationale Politik? Kritische Überlegungen zu einigen gängigen Annahmen.- Von Kuwait nach Kabul: Medien im Krieg und die Macht der Bilder.- Autorinnen und Autoren.
About the author
Dr. Michael Strübel, Professor für Politikwissenschaft an der Universität Erfurt.
Summary
Das Buch präsentiert einen Einblick in politik- und kommunikationswissenschaftliche Abhandlungen zum Thema "Film und Krieg". Anhand von Übersichtartikeln und Fallbeispielen wird versucht, sowohl filmhistorische Kontroversen - anhand von Antikriegsfilmen - und aktuelle Debatten der Medienberichterstattung zu bewaffneten Konflikten vorzustellen.