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Eine zusammenhängende Darstellung zur frühen Außenpolitik der DDR suchte man bisher vergebens. Zumeist galt das Interesse der Zeit nach der großen "Anerkennungswelle" von 1972. Dabei wurden gerade in den ersten beiden Jahrzehnten die entscheidenden Weichen gestellt, die Rahmenbedingungen festgelegt und die Handlungsspielräume abgegrenzt. Wie sich alsbald zeigen sollte, führten die enge Bindung an die Sowjetunion und die führende Rolle der SED zu verhängnisvollen Fehleinschätzungen, politischen Kehrtwendungen und ständigen Reibungsverlusten. Die Autorin schildert aus intimer Kenntnis heraus die Konkurrenz zwischen Außenministerium und SED-Apparat, die Art und Weise, wie die Diplomaten an der "kurzen Leine" geführt wurden. Eine genaue Analyse der Organisations- und Leitungsstrukturen sowie der personellen Zusammensetzung des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten ermöglicht einen Blick hinter die Kulissen, in das Innenleben dieses sonst so abgeschotteten Apparates. Ingrid Muth, sel bst von 1972 bis 1990 im Ministerium tätig, hat dazu im Rahmen eines Forschungsprojektes der VW-Stiftung nicht nur jahrelang umfangreiches Quellenmaterial ausgewertet, sondern auch über 150 ehemalige Mitarbeiter des diplomatischen Dienstes befragt, die ihr ehrlich Auskunft gaben. Entstanden ist so ein anschauliches Bild von den außenpolitischen Zielen der jungen DDR, ihrer oft widersprüchlichen Praxis und den Handlungsmotiven der beteiligten Akteuren.
About the author
Ingrid Muth: Jahrgang 1939, Studium in Leipzig (Journalistik) und Berlin (Kulturwissenschaften); 1962-1965 Redakteurin der Kreiszeitung in Ueckermünde, 1965-1972 Referentin im Presseamt beim Vorsitzenden des Ministerrates in Berlin, 1972-1990 Mitarbeiterin im Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten, Hauptabteilung Presse; 1991-1993 wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Osteuropa Beratungs- und Informationsdienst, seit 1994 beim Verband für Internationale Politik und Völkerrecht e. V. in Berlin
Report
"Die Autorin macht Inhalte, Strukturen und Mechanismen des außenpolitischen Machtapparates der DDR transparent, die bis zur Wende 1989 höchster Geheimhaltung unterworfen waren. Die Autorin geht dabei mit äußerster Akribie vor, sie bemüht sich um Sachlichkeit und nüchterne Distanz." (Politische Berichte 22/2000)
"Alles in allem findet der Leser nicht nur eine kompetente und kritische Wertung des außenpolitischen Agierens der DDR in ihren früheren Jahren. In diesem Buch sind auch erstmals Angaben über das Funktionieren des Apparates und zum Denken und Handeln seiner Mitarbeiter enthalten." (Neues Deutschland, 15.12.00)
"Ingrid Muths Arbeit ist äußerst verdienstvoll. Mit ihrer materialreichen Untersuchung hat sie eine wichtige Grundlage für eine weitere ausstehende Gesamtdarstellung der Geschichte der DDR-Außenpolitik gelegt. Sehr informativ sind auch die 19 im Anhang abgedruckten Dokumente und Zusammenstellungen. Außerdem sind ein Abkürzungsverzeichnis, eine Auswahlbibliographie und ein annotiertes Personenregister beigefügt." (Deutschland Archiv, 3/2001)