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Kann ein Vater eine Ich-Erzählerin gebären? Er kann! Zumindest in den rätselhaft-grotesken, irritierend-überraschenden Geschichten von Birgit Müller-Wieland. Die stellt nämlich in ihrer frechen Prosa zuweilen die Welt auf den Kopf. Oder wissen Sie, wie man die Welt sieht, wenn einem die Farben abhanden gekommen sind? Wer weiß schon, daß einem das Blau in Rom zufällt, das Grün in Prag zum Vorschein kommt und in St. Petersburg das Rot hereinsprudelt. Und wissen Sie, daß man auf den Grund der Dinge stößt, wenn der Boden für einen von unsichtbaren Gräben durchfurcht ist, sodaß man oft einen Verband an Armen und Beinen davonträgt? Oder kennen Sie etwa einen verliebten Mann, der mit den Augen atmet?
In Birgit Müller-Wielands Prosastücken ist der Blick auf die Welt kein abgeklärt -analytischer, sondern ein staunender, ein suchender. Und was aus dem Focussieren entsteht, sind literarische Miniaturen über die bunte Vielfalt, die im Augenblick steckt.
About the author
Birgit Müller-Wieland, geboren 1962 in Schwanenstadt/Oberösterreich; Studium der Germanistik und Psychologie in Salzburg; journalistische, kulturpolitische, wissenschaftliche Tätigkeit; seit 1996 freie Schriftstellerin. Lyrik, Prosa und Essays in Zeitschriften, Radio, Anthologien; Libretto nach Hofmannsthal für eine Oper von Jan Müller-Wieland. Mehrere Preise, u. a. Rauriser Förderungspreis 1996, Harder Literaturpreis 2000, Würthpreis 2001.