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Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich, aufgebaut von jüdischen Einwanderern, eine eigene psychiatrische Tradition in Palästina. Deren Geschichte, die Rakefet Zalashik hier erzählt, steckt voller Paradoxien. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts ging es um die psychischen Folgen des Lebens in der Diaspora und um die Charakterisierung des "Neuen Juden". Später, in den 1930er-Jahren, brachten jüdische Psychiater aus Deutschland und Österreich - obwohl selbst Opfer der NS-Rassenideologie - den Diskurs über Eugenik und Rasse nach Palästina. Er wirkte sich aus, etwa in der Auseinandersetzung mit der "primitiven" arabischen Bevölkerung. Seit den 1940er-Jahren schließlich sahen sich die israelischen Psychiater immer öfter mit der Behandlung von Holocaust-Überlebenden konfrontiert. Wie unter einem Brennglas führt Rakefet Zalashik am Beispiel der Psychiatrie die Dilemmata der israelischen Gesellschaft vor Augen: ethnische Spannungen, das Trauma der Entwurzelung, die Integration der Holocaust-Überlebenden und das Ringen um eine jüdisch-israelische Identität.
List of contents
InhaltVorwort9Michael HagnerEinleitung 151. Moderne Psychiatrie im Heiligen Land 20Die »Psychopathologie« des »Neuen Juden« 20Die Anfänge 24Psychiatrie und Emigration - Die »Auslese des Menschenmaterials« 33Ethnizität und psychische Krankheiten 40Schizophreniekranke in Palästina 51Zusammenfassung 522. Die Deutschen kommen 55Die Ankunft der jüdischen Ärzte in Palästina 59Die Gründung der Neuropsychiatrischen Gesellschaft Eretz Israels 67Die Vereinigung für psychische Hygiene Palästinas und die Eugenikfrage 73Psychisch kranke Einwanderer der fünften Alijah 86Die Jugendeinwanderung 933. Die Professionalisierung der israelischen Psychiatrie 1948-1960 101Die Rolle der Gesetzgebung 108Der Bettenmangel und die Errichtung zusätzlicher psychiatrischer Einrichtungen 115Das Zeitalter der Psychopharmakologie 1264. Die Schoah-Überlebenden und die israelische Psychiatrie 133Die Lager der Displaced Persons 135Die Frage der Psychohygiene bei Schoah-Überlebenden 142Schoah-Überlebende im Staat Israel 156Deutsche Entschädigungen für Schoah-Überlebende und die israelische Psychiatrie170Von der Leugnung zur Anerkennung? Schoah-Überlebende mit psychischen Problemen von den1970er Jahren bis zur Gegenwart181Epilog 193Literatur 198Dank 209Glossar 211
About the author
Rakefet Zalashik ist Inaugural Mirowski Fellow für Israeli Studies an der Temple University in Philadelphia. 2009 und 2010 war sie die erste Ben-Gurion-Gastprofessorin für Israel- und Nahoststudien an der Universität und an der Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg.
Michael Hagner, geb. 1960, ist Professor für Wissenschaftsforschung an der ETH Zürich.