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In einer Zeit, in der der Austausch mit der Welt meist über das Internet erfolgt, wird dieser vorwiegend durch Vorgaben und Formate der Suchmaschine Google reguliert, die für den Philosophen und Medientheoretiker Boris Groys damit die traditionelle Rolle der Philosophie und Religion eingenommen hat. Philosophische Vorläufer für das Auflösen von Diskursen, die Emanzipation der Wörter von grammatikalischen Strukturen und damit ihre Gleichstellung, wie es von der "philosophischen Maschine" Google betrieben wird, reichen von Platon über den Strukturalismus de Saussures bis zur Dekonstruktion Derridas. Eine weitere Entsprechung findet die Entstehung kontextbefreiter Wortwolken in der Avantgarde-Kunst des 20. Jahrhundert, speziell der Konzeptkunst der 1960er und 70er Jahre. Als eine der Folgen der radikalen Befreiung der Wörter benennt Groys den "Kampf um den Zugang zur Wahrheit als solcher - verstanden als die Gesamtsumme aller materiell existierenden Kontexte. Er ist ein Kampf um das utopische Ideal des freien Informationsflusses - der freien Wanderschaft befreiter Wörter durch die Gesamtheit des gesellschaftlichen Raums". Der Philosoph, Kunstkritiker und Medientheoretiker Boris Groys ( 1947) ist Global Distinguished Professor an der Faculty of Arts and Science der New York University.
About the author
Boris Groys wurde 1947 in Ostberlin geboren und ist aufgewachsen in der UdSSR, wo er an verschiedenen wissenschaftlichen Instituten in Leningrad und Moskau arbeitete. Seit 1981 ist er in Deutschland und seit 1994 Professor für Kunstwissenschaft, Philosophie und Medientheorie an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe.
Summary
In times when the exchange with the world largely takes place on the Internet, the search engine Google primarily regulates the parameters and formats of this conversation. For the philosopher and media theoretician Boris Groys, Google thus takes on the traditional role of philosophy and religion. Philosophical precursors for the dissolution of different kinds of discourses, the emancipation of words from grammar and accordingly their equalizing, as Google produces it, span from Plato to Saussure’s structuralism to Derrida’s deconstruction. Another analogy is the twentieth-century avant-garde’s production of word clouds that are freed from their context, in particular the Conceptual art of the 1960s and ’70s. As a result of the radical freeing of words, Groys names “the struggle for a utopian ideal of the free flow of information—the free migration of liberated words through the totality of social space.”
Philosopher, art critic, and media theorist Boris Groys (*1947) is Global Distinguished Professor in the Faculty of Arts and Science at New York University.
